Bernische Landvogtei 1536-1798, freiburgischer Distrikt 1798-1803, waadtländischer Bezirk 1803-2006, Teil des waadtländischen Bezirks Broye-Vully.
Die bernische Landvogtei, zu der drei Städte und 19 Dörfer gehörten, entstand 1536 durch die Vereinigung der Herrschaften Avenches und Oleyres des Bischofs von Lausanne mit den Herrschaften Cudrefin, Grandcour und Bellerive (VD). Letztere befolgten das Landrecht der Waadt, die beiden ersten das alte Landrecht des Bistums Lausanne. Jede der fünf Kastlaneien besass ein Nieder- und ein Lehengericht. Das aus dem Mittelalter überkommene niedergerichtliche Meieramt Cudrefin bestand noch im 18. Jahrhundert in Constantine, hatte allerdings an Bedeutung eingebüsst. Ein Appellationsgericht wurde 1751 in Bellerive eingerichtet. Die Kastlaneien Avenches und Cudrefin unterstanden direkt Bern, die drei anderen waren verliehen. Avenches war eine der am wenigsten einträglichen Vogteien der Waadt. 1798 wurde sie während der Helvetischen Republik dem Kanton Freiburg angegliedert. Der neue Distrikt verlor Grandcour, vergrösserte sich aber um etwa zwanzig freiburgische Ortschaften: die ehemaligen Herrschaften Lugnorre, Saint-Aubin und Delley, die Dörfer Gletterens, Domdidier, Dompierre, Chandon, Russy, Misery, Courtion, Cournillens, Cormérod, Chandossel und Villarepos. Ab 1801 verlangten die Einwohner im Gebiet des künftigen waadtländischen Bezirks Avenches den Anschluss an den Kanton Léman. Die Mediationsakte ermöglichte 1803 die Bildung des waadtländischen Bezirks Avenches als Enklave im Kanton Freiburg, an der Mündung der Broye in den Neuenburgersee und an den Kanton Bern angrenzend. Der Bezirk umfasste die Gemeinden Avenches, Faoug, Donatyre, Oleyres, Villars-le-Grand, Chabrey, Constantine, Montmagny, Bellerive, Vallamand, Mur, Cudrefin und Champmartin. 1850 5199 Einwohner; 1900 5487; 1980 4969; 1990 5792. Er war in die zwei durch die Broye getrennten Wahlkreise Avenches und Cudrefin unterteilt und stellte ab 1962 drei Vertreter im Kantonsparlament. Dem Bau der A1 durch die Region folgte eine merkliche Immigration aus der Deutschschweiz.