Kirchdorf am Oberen Zürichsee, gelegen in der Gem. Rapperswil-Jona SG. Ob der Name Centoprato (741/744) und Centiprata (863) auf centum prata (hundert Wiesen) oder eine ältere Ortsbezeichnung zurückgeht, ist umstritten. Der Fund einer neolith. Beilwerkstatt im Seegubel sowie latènezeitl. Körpergräber in K. weisen auf eine frühe Besiedlung hin. Für die röm. Epoche ist K., wo sich vom 1. bis 4. Jh. ein Vicus belegen lässt, die bedeutendste Fundstätte im Kt. St. Gallen. K. war zum einen ein Etappendorf am Treffpunkt der Strassen von Zürich und Winterthur und der nach Chur und Italien führenden Alpenroute, zum anderen ein wirtschaftl. Zentrum für das umliegende Gebiet, das Wohn- und Wirtschaftsräume für Handwerker, Kaufleute, Wirte und Fuhrleute aufwies. Am östl. Rand des Vicus bestand ein Brandgräberfeld. In den röm. Ruinen wurden alemann. Körpergräber aus dem 7. Jh. gefunden. Um 847 aufgezeichnete Legenden erzählen von einer Wallfahrtsbasilika mit einem Pfarrer in Kentibruto. Um 1200 wurde der alemann. Weiler mit Allmendgenossenschaft in die Herrschaft der Edlen von Rapperswil integriert; die Kirche von K. wurde als St. Ursulakapelle zur Filiale von Busskirch. Oberhalb von K. stand ab dem MA das Rapperswiler Siechenhaus (sog. Fluhhaus mit Fluhkapelle). Im 19. Jh. weitete sich der Rebbau vom See bis zum Gubel aus; in der Kempratnerbucht, im Lenggis und im Rebgebiet wurden Landhäuser gebaut (z.B. Fuchsenberg, Höcklistein, Gubel). Seit 1815 existiert im Lenggis ein Schulhaus. Nach dem 2. Weltkrieg wurde K. zum bevorzugten gehobenen Wohnquartier. Die Schule im Lenggis wurde ausgebaut, eine Pfarrkirche errichtet und der Anschluss an die Zürcher S-Bahn hergestellt.
Quellen und Literatur
- L. Kilger, «Wallfahrts-Geschichten aus K. um das Jahr 835», in Heimatkunde vom Linthgebiet 15, 1943, 9-12
- E. Halter, Gesch. der Gem. Jona, 1970
- D. Hintermann, «Der röm. Vicus von K.», in HA 106-108, 1996, 128-136
- G. Matter, «Der röm. Vicus von K.», in JbSGUF 82, 1999, 183-211