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Gösgen

Spätma. Herrschaft (ab dem 12. Jh), 1458-1798 solothurn. Landvogtei, ab 1814 Bez. des Kt. Solothurn. G. bildete mit dem Werderamt das sog. Niederamt. Der Bez. umfasst aktuell zwölf polit. Gemeinden im Einzugsgebiet von Olten und Aarau. 1692 2'875 Einw.; 1739 3'310; 1798 4'844; 1850 7'175; 1900 8'818; 1950 14'495; 2000 22'211. Die 1161 erstmals erw. Freien von G. hatten ihren Sitz zunächst in Obergösgen, wo sie die Kirchhöre innehatten, ab 1230 in Niedergösgen in der Nähe des Stiftes Werd (später Schönenwerd), dessen Kastvogtei sie vom Bf. von Strassburg erhielten. Nach 1382 gelangte G. an die Falkensteiner. Diese erweiterten die Herrschaft um Uerkheim, Kölliken, Safenwil, das Amt Frohburg und die beiden Erlinsbach. Thomas von Falkenstein verkaufte G. 1458 an Solothurn. 1466 kam die Herrschaft Wartenfels zur Vogtei G., 1490-1685 gehörte ein Teil von Oltingen dazu. 1523 bzw. 1532 gelangte die Ausdehnung G.s - und damit des Kantons - mit dem Erwerb Kienbergs zu einem Abschluss. 1460 verzichtete Solothurn auf Kölliken (das fortan zu Bern gehörte), 1665 (Wyniger Vertrag) auf Safenwil und Uerkheim, dafür erhielt es die volle Gerichtshoheit in Erlinsbach. In Wisen blieb das Hochgericht bis 1826 bei Basel bzw. bis 1839 bei Basel-Landschaft. 1623 kam das Werderamt zum Schultheissenamt Olten. Verwaltungseinheiten der Vogtei G. waren nach 1622 die Gerichte Trimbach (mit Hauenstein-Ifenthal und Wisen), Lostorf bzw. Niedergösgen als Vogteisitz (mit Obergösgen und Winznau), Niedererlinsbach (mit Obererlinsbach, Stüsslingen und Rohr) und Kienberg. Wichtigste Zehntherren der gewöhnlich Überschuss produzierenden Vogtei waren Solothurn, das Stift Werd, Basel und Bern. Zu einem für Solothurn frühen Zeitpunkt war 1740-1840 die textile Heimindustrie verbreitet. Trotzdem behielten die meisten Dörfer mit Ausnahme von Trimbach und Niedergösgen bis in die 1960er Jahre ihren ländl. Charakter. Bis ins 19. Jh. war die Aareschifffahrt wichtig. Die Landschaft wurde nachhaltig durch den Bau der Hauenstein-Tunnel 1858 und 1916, die Aarekorrektion 1913-17 und den Bau des Kernkraftwerks G. 1979 verändert.

Quellen und Literatur

  • H. Sigrist, «Der Kauf der Herrschaft G. 1458», in JbSolG 31, 1958, 5-20
  • A. Schluchter, Das Gösgeramt im Ancien Régime, 1990
Weblinks
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GND

Zitiervorschlag

André Schluchter: "Gösgen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 16.09.2010. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/007721/2010-09-16/, konsultiert am 29.03.2024.