
Aus Gewittern fallender Niederschlag in Form von kugeligem Eis mit 5 bis 50 mm Durchmesser. Die Hagelkörner entstehen in rasch aufsteigender feuchter Luft durch das Anlagern von unterkühltem Wasser an Eiskristalle. Schwere Hagelgewitter können über weite Strecken (100-200 km) hinweg grosse Verwüstungen anrichten, insbesondere in dicht besiedelten Regionen. Die Schweiz (v.a. Jura, Zentralschweiz, Tessin) zählt zu den am meisten gefährdeten Gebieten Europas.
Ab 1277 liegen schriftliche Berichte über Hagel vor. Vom 6. August 1576 wird von riesigen Schäden im ganzen Mittelland berichtet. Im 20. Jahrhundert gelten der 26. August 1971 und der 21. Juli 1992 (100 Mio. Fr. Schaden) als schlimme Hageltage. Die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Menschen interpretierten Hagel als göttliche Strafe – im Alten Testament zählt Hagel zu den zehn Plagen –, was zur Entstehung eines Hagelbrauchtums (Läuten der Kirchenglocken, Prozessionen) führte, oder als das Werk von Hexen, welche böswillig die Ernte vernichteten. Erst im 18. und 19. Jahrhundert begriff man Hagel als Naturphänomen (Naturkatastrophen, Meteorologie) und begann auf Hagelabwehr und Versicherungen zu vertrauen. Nach verschiedenen Vorläufern (z.B. 1818 Ajoie, 1825 Bern) wurde 1880 die Schweizerische Hagel-Versicherungs-Gesellschaft gegründet, die ab 1943 die einzige Versicherung für die Landwirtschaft darstellte. Die Landwirte versuchten auch – allerdings erfolglos –, den Hagel mittels Hagelschiessen zu vermindern. 1950 wurde die Eidgenössische Kommission zum Studium der Hagelbildung und Hagelabwehr ins Leben gerufen, die Versuche mit Silberjodid-Impfungen in den Gewittern durchführte. Die Kommission wurde nach den negativen Resultaten des Grossversuchs IV, der 1977-1983 im Napfgebiet durchgeführt wurde, aufgelöst. Seither hat sich die Hagelforschung unter anderem mit dem Klimawandel befasst (Klima).