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Parkanlagen

Riva Vincenzo Vela in Lugano mit dem Monte San Salvatore im Hintergrund. Fotochrom, um 1910 (Zentralbibliothek Zürich, Graphische Sammlung und Fotoarchiv).
Riva Vincenzo Vela in Lugano mit dem Monte San Salvatore im Hintergrund. Fotochrom, um 1910 (Zentralbibliothek Zürich, Graphische Sammlung und Fotoarchiv). […]

Unter dem Begriff Parkanlagen versteht man das zum Spaziergang angelegte Stadtgrün. Der Ruf nach Gärten ist bereits für das 16. Jahrhundert dokumentiert: 1553 forderte der Zürcher Stadtarzt Konrad Gessner Gärten «zum daryn spatzieren und sich belustigen». Mit Linden bestandene Festplätze wie der Lindenhof in Zürich, der Petersplatz in Basel oder die Münsterplattform in Bern (1531 ehemaliger Kirchhof) gelten als Frühformen der heutigen Parkanlagen. Im 18. Jahrhundert folgten Promenaden wie die Engeallee in Bern (1738-1740, 1753) mit einem Doppelweg für Kutschen und Fussgänger, einer Ulmenallee, Laubhecken, Rasenparterres und Ruhebänken. Die vor allem während des Dreissigjährigen Kriegs erbauten Schanzen wurden zum Promenieren genutzt (z.B. in Solothurn). Um 1726 legte Genf die Promenade des Bastions an. Bauten und Schussfelder wurden nach der Entfestigung mit Strassen und Monumentalbauten belegt und von Alleen und Restflächen gesäumt. Nach den ersten kunsttheoretischen Reflexionen über Parkanlagen um 1800 schuf man aus geschleiften Stadtbefestigungen, Allmenden, Friedhöfen, Privatgärten und Wäldern Volksgärten oder naturnahe Parks. In Basel wurde wegen eines Streits mit dem Kanton Basel-Landschaft erst ab 1869 ein Grüngürtel auf einer Schanze geschaffen (Planung nach Gutachten von Carl von Effner, München).

Entlang der bei Gewässerkorrektionen gebauten Dämme und den Abwasserdolen wurden Flussuferanlagen angelegt. Eine einzigartige Leistung der schweizerischen Stadtplanung des 19. Jahrhunderts war die Erweiterung von an Flüssen liegenden Städten zu Seestädten durch Aufschüttung und durch das Anlegen von Seeuferpromenaden. 1825 richtete Locarno die Giardini pubblici ein, die 1869-1871 zum See hin vergrössert wurden. 1844-1852 wurde in Luzern die Promenade am See gebaut. Lugano erhielt 1855 das erste Hotel am See und ab 1863 mit der Riva Vincenzo Vela (Pasquale Lucchini) ein Quaistück. 1912 erwarb die Stadt die Villa Ciani und eröffnete am See den Parco Civico. Nach der Entfestigung wurde in Genf die alte Bastion der Ile aux Barques (heute Ile Rousseau) 1835 in eine Promenade mit Pappeln umgewandelt. Am Seeufer entstand mit dem 1854 geschaffenen Jardin Anglais (1862-1863, 1870-1871 und 1919 vergrössert) und dem Quai Gustave-Ador (1894-1909), der anstelle des Warenhafens trat, eine grüne «Perlenschnur». 1935 gelangte der Park Barton durch eine Schenkung an die Stadt. Durch Aufschüttung schuf Zürich unter der Leitung von Arnold Bürkli ab 1878 die Quaianlagen am See (1882-1884 Bau der Quaibrücke). 1885-1887 wurden unter der Leitung von Otto Carl Froebel und Evariste Mertens das Arboretum sowie das Seefeldquai bis zum Zürichhorn angelegt. Die Stadt kaufte verschiedene Landschaftsgärten, etwa 1901 den Belvoirpark und 1945 den Rieterpark (Theodor Froebel). Die Landesausstellung 1939 propagierte an beiden Ufern den natürlich gestalteten Wohngarten. Die Gartenbauausstellung G 59 hinterliess als schönste Anlage den japanisch inspirierten Seeuferweg (Ernst Baumann und Willi Neukom).

Am Ostrand von Bern erwarb die russische Grossfürstin Anna Feodorowna 1814 das Brunnaderngut mit Auwäldern an der Aare. Sie gab dem Gebiet den Namen Elfenau und legte einen Landschaftsgarten an (Joseph Baumann), der seit 1918 der Stadt gehört. In Luzern entstand 1821 zur Erinnerung an die 1792 beim Tuileriensturm gefallenen Schweizer Gardisten das Löwendenkmal mit Weiher (Bertel Thorvaldsen, Hans Konrad Stadler). 1942 wurde die Gartenanlage modernisiert. Neben dem Löwendenkmal fand 1873 die Eröffnung des mit einem Museum im Schweizerhausstil und einer SAC-Hütte romantisch inszenierten Gletschergartens statt. Die Stadt Basel schuf 1861-1866 aus dem Auenwald am Fluss Wiese einen Waldpark (Amadeus Merian). 1859-1865 wurde die Waldwiese des Rütli mit dem Schwurplatz umgestaltet. 1985-1991 entstand um den Urnersee in der Tradition der barocken Promenaden der Weg der Schweiz (Stefan Rotzler, Peter Lanz). Wie verschiedene bereits realisierte Projekte belegen, werden im 21. Jahrhundert stillgelegte Fabriken gerne durch Parkanlagen ersetzt. So wurde in Zürich 2001 von Lukas Schweingruber und Christoph Haerle der Oerliker Park angelegt, ein Baumpark nach dem Vorbild des Zürcher Lindenhofs.

Quellen und Literatur

  • Archiv für Schweiz. Landschaftsarchitektur, Rapperswil (SG)
  • H.-R. Heyer, Hist. Gärten der Schweiz, 1980
  • INSA
  • U. Weilacher, P. Wullschleger, Landschaftsarchitekturführer Schweiz, 2002
  • Nutzen und Zierde, hg. von B. Sigel et al., 2006
Weblinks

Zitiervorschlag

Katharina Medici-Mall: "Parkanlagen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 02.11.2011. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/007882/2011-11-02/, konsultiert am 19.03.2024.