Susten

Die Bezeichnung Sust (italienisch sosta, im Oberhasli auch gehalthus) ist vor allem in der Schweiz gebräuchlich. Susten dienten der kurzfristigen Lagerung von Transitgütern, eine Aufgabe, die sie vom späteren 13. Jahrhundert bis zum Aufkommen des Bahnhofs im Eisenbahnzeitalter erfüllten. Sie umfassten in der Regel Lagerräume, seien es trockene Lauben, seien es geräumige Gebäude. Im Alpenabschnitt des Transportwegs waren Säumergenossenschaften lange unentbehrlich (Säumerei). Sie transportierten die Ballen und Lagel (Fässer) im Tagesrhythmus von Sust zu Sust. Susten in kommunalem Besitz überwachte ein Sustmeister, der die Sustgebühr bezog. Ein Teil der Durchfuhr gelangte auf direktem Weg über den Berg, wobei deren Säumer und weitere Begleiter unter Berufung auf das Sustrecht auch private Häuser wie Tavernen, Wirts- oder Privathäuser benützten. Auf Anregung der Mailänder Kaufmannschaft entstanden erste Ketten von Susten an den Wegen über den Simplon und das Wallis hinunter. In diesem Zusammenhang werden die ältesten bekannten Susten genannt, nämlich 1272 jene in Leuk und Martigny. Aus dem 14. Jahrhundert stammen erste Nachrichten über Susten an der Gotthardroute (1309 Flüelen) und an den Bündner Passstrassen, wo allein zwischen Bellinzona und Konstanz 19 bestanden. Ausserhalb der Alpen fanden sich mit der Zeit Susten an den Umschlagplätzen (1370 Lugano, um 1400 Thun Freienhof, 1545 Luzern, Villeneuve VD, Vevey, Morges), die zum Umladen von einem Transportmittel auf ein anderes – Saumtier, Karren, Schiff – zwangen, so vor 1399 an der Salzstrasse von Zürich in die Innerschweiz die Susten in Horgen, Zug, Immensee und Küssnacht (SZ). Susten lagen auch am Jurapass Jougne (Les Clées, Jougne). Der verkehrstechnisch eher günstige Standort der Susten hatte zur Folge, dass dort zusätzliche Aufgaben wahrgenommen wurden. Mit der Sust in direkter Verbindung stand die dort installierte Waage. Hier erhob man auch Zölle. Bellinzona und Lugano verpachteten ihre Sust zeitweise.