Bevölkerungspolitik umfasst alle politischen Massnahmen, durch welche die Bevölkerung im Hinblick auf ihre Grösse (quantitative Bevölkerungspolitik) und Zusammensetzung (qualitative Bevölkerungspolitik) planmässig beeinflusst wird. Die Zielgegenstände sind Ehe, Geburtenregelung, Mortalität und Einwanderung sowie Auswanderung. Bevölkerungspolitik ist eng mit anderen Politikbereichen (Familienpolitik, Gesundheits-, Migrationspolitik und Raumplanung) verknüpft.
Erste bevölkerungspolitische Diskussionen entstanden in der Schweiz in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Zentraler Grundgedanke der damaligen Bevölkerungstheoretiker – den sogenannten «Populationisten» – war, dass eine dichte und steigende Bevölkerungszahl die Voraussetzung für eine blühende Wirtschaft und einen starken Staat sei. Ein Preisausschreiben der Ökonomischen Gesellschaft in Bern führte 1766 zur ersten bevölkerungspolitischen Schrift der Schweiz («Abhandlung über die Bevölkerung der Waat» von Jean-Louis Muret). Darin empfahl Muret eine aktive Bevölkerungspolitik im Sinne der Populationisten (z.B. Beschränkung der Auswanderung, Bekämpfung der Kindersterblichkeit, Förderung der Eheschliessungen und kinderreicher Familien, hohe Erbschaftssteuern für Ledige). Bedeutende Vertreter populationistischer Ideen waren auch der Basler Ratschreiber Isaak Iselin (1728-1782) und der Zürcher Johann Heinrich Waser (1742-1780).
Die rasche Zunahme der Bevölkerung im 19. Jahrhundert führte hingegen zur Ausbreitung der Angst vor «Überbevölkerung», wie sie von Thomas Robert Malthus vertreten wurde (Malthusianismus). Besonders stark wirkte seine Lehre in Genf, wo er allerdings nicht nur begeisterte Anhänger, sondern auch seinen ersten grossen Gegner – Jean Charles Léonard Simonde de Sismondi – fand, der die Ursache des Elends nicht in der Bevölkerungszunahme, sondern in Fehlern der gesellschaftlichen Ordnung sah. In der Deutschschweiz vertrat namentlich Christoph Bernoulli malthusianische Forderungen. Unter dem Eindruck der raschen Bevölkerungszunahme und der ihr angelasteten sozialen Probleme wurden die seit dem 17. Jahrhundert bestehenden Beschränkungen der Eheschliessungen ausgedehnt, und die Heirat wurde vielerorts von einem Mindestvermögen abhängig gemacht, um ein rasches Wachstum armer Bevölkerungsschichten zu verhindern. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde auch die Überseeauswanderung verstärkt als Mittel zur Beseitigung des «Bevölkerungsüberschusses» eingesetzt.
Der Geburtenrückgang in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts und die damit einhergehende Angst vor demografischer «Überalterung» führten zu einem Neopopulationismus, d.h. zur erneut positiveren Einschätzung einer Geburten fördernden Bevölkerungspolitik (z.B. 1929 Postulat Josef Eschers im Nationalrat zur «Förderung kinderreicher Familien»). Während zunächst sozialpolitische Ziele des «Familienschutzes» im Vordergrund standen, traten in den 1930er Jahren nationale Aspekte hinzu, und sozialpolitische Argumente wurden zunehmend durch bevölkerungspolitische Forderungen ersetzt (so etwa an der 1940 durchgeführten Schweizerischen Bevölkerungs- und Familienschutzkonferenz oder in der von Albert Studer-Auer 1941 publizierten Broschüre «Die Offensive des Lebens»). Allerdings rückte der Geburtenboom der Nachkriegszeit entsprechende Forderungen rasch wieder in den Hintergrund.
Die während der Konjunkturjahre erfolgte massive Einwanderung ausländischer Arbeitskräfte (Ausländer) führte ab den frühen 1960er Jahren zu Versuchen, die Einwanderung zu bremsen. Bevölkerungspolitik wurde primär zu Einwanderungspolitik, wobei es in der Schweiz allerdings nicht zu einer kohärenten und umfassenden Migrationspolitik gekommen ist. Der Geburtenrückgang ab 1965/1966 und die sich abzeichnende verstärkte demografische Alterung führten denn auch nicht zum Wiederaufleben pronatalistischer Forderungen, und trotz des tiefen Geburtenniveaus fand eine pronatalistische Bevölkerungspolitik in der Schweiz bisher keinen politischen Widerhall. Die einzige explizit bevölkerungspolitische Gruppierung der Schweiz – die Vereinigung für «Umwelt und Bevölkerung» (ECOPOP) – vertritt im Gegenteil die Ansicht, dass die Schweiz «überbevölkert» sei, und dass deshalb auf Geburten fördernde Massnahmen zu verzichten sei. Insgesamt kannte und kennt die Schweiz – mit Ausnahme von Massnahmen zur Begrenzung von Einwanderung – keine ausformulierte Bevölkerungspolitik.