Volk aus dem Alpenraum, über das die antiken Autoren zahlreiche einzelne – und oft schwierig zu interpretierende – Informationen überliefern. Insbesondere ist kaum zu erschliessen, ob es sich bei den Rätern um eine einheitliche ethnische Gruppierung, d.h. ein Volk, um verschiedene Volksstämme mit politisch einheitlicher Organisation, um Volksstämme mit gemeinsamer Sprache oder um eine Kultgemeinschaft handelte. Möglicherweise stellt die lateinische Bezeichnung Raeti auch nur einen Sammelbegriff für Bewohner des Alpenraums dar.
Im früheren 2. Jahrhundert v.Chr. erwähnt der ältere Cato den "rätischen Wein", wobei er sich offensichtlich auf die Rebberge in der Umgebung von Verona bezieht. Der griechische Historiker Polybios (2. Jh. v.Chr.) spricht "von einem Pass durch die Räter"; es bleibt aber unklar, ob damit die Bündner Pässe oder andere Übergänge im Ostalpenraum (Reschen, Brenner usw.) gemeint sind. Gemäss der Grabinschrift des Lucius Munatius Plancus in Gaeta (Region Latium) besiegte dieser die Räter 44 v.Chr. in einer Schlacht. Strabon (spätes 1. Jh. v.Chr.) berichtet über Raubzüge der Räter ins Gebiet der Helvetier und Sequaner. Laut ihm bewohnten die Räter Territorien beidseits der Alpen, d.h. im Süden die Alpentäler nördlich Comos und Veronas und im Norden das Gebiet, durch das der Rhein fliesse.
Auf dem Tropaeum Alpium sind zwar zahlreiche Einzelstämme des Alpengebietes aufgeführt, nicht aber die Räter, was die Annahme nahelegt, dass das "Rätergebiet" die Territorien mehrerer Alpenstämme umfasste. Plinius der Ältere (1. Jh. n.Chr.) spricht einerseits von "Rätern an den Ursprüngen des Rheins", bezeugt aber anderseits auch die Civitates der Feltrini (Feltre), der Tridentini (Trient) sowie der Beruenses (Verona) als rätisch.
Mit der Eroberung des Alpengebiets unter Augustus (Alpenfeldzug 15 v.Chr.) und der Gründung der Provinz Raetia et Vindelicia (Mitte des 1. Jh. n.Chr.), zu deren Benennung sich rasch die Kurzform Provinz Raetia einbürgerte, erfuhren die Termini "Raeti" und "Rätia" eine begriffliche Ausweitung. Sie dienten von nun an auch der Bezeichnung aller Einwohner der Provinz, ob diese nun rätischen oder keltischen Ursprungs waren, bzw. des ganzen Provinzterritoriums, das auch Vorarlberg und Tirol sowie das heute deutsche Alpenvorland umfasste, und wurden somit unschärfer.
Am Rätersymposium von Chur 1968 gelangten der Althistoriker Ernst Meyer, der Sprachwissenschaftler Ernst Risch und der Archäologe Benedikt Frei zum Ergebnis, dass das Kerngebiet der historischen Räter das Unterengadin, das Trentino, Teile Nord- und Osttirols sowie eventuell auch das Val Camonica umfasst hätte, also im Südalpenraum zu situieren sei, während Nordbünden und das Alpenrheintal lediglich Randzonen oder Ausläufer des rätischen Gebiets darstellten. Die Althistorikerin Regula Frei-Stolba vertrat in jüngster Zeit die Ansicht, dass das Etschtal samt seiner Nebentäler, das Quellgebiet des Rheins (Suanetes und Rigusci) sowie das Inntal das eigentliche Rätergebiet gebildet hätten, während die übrigen Bündner Talschaften von Kelten besiedelt gewesen und die Südalpentäler zwischen Comer- und Gardasee eher aus dem rätischen Gebiet auszuklammern seien.
Der Sprachwissenschaftler Stefan Schumacher hält seinerseits fest, dass sich die "rätischen Inschriften" auf das Südtirol, das Trentino, das Nordtirol und das Veneto konzentrierten. Allerdings reichten die meist kurzen und nur fragmentarisch überlieferten Inschriften für allgemeine Aussagen über die "rätische Sprache" nicht aus. Die Inschriften seien ausserdem in verschiedenen Alphabeten geschrieben, d.h. im Alphabet von Sanzeno (ehemals Alphabet von Bozen), in jenem von Magré und vereinzelt gar im venetischen Alphabet oder in lokalen Alphabeten, wobei sich aber alle Alphabete vom etruskischen ableiten liessen. Ob sich diese Alphabete allerdings auf eine einheitliche rätische Sprache oder auf verschiedene Dialekte bezögen, sei unklar. Ebenso bliebe die Frage offen, ob das Rätische einer indoeuropäischen oder – wie das Etruskische – einer nicht-indoeuropäischen Sprachgruppe angehöre. Sowohl Schumacher als auch der Indogermanist und Altphilologe Helmut Rix vertreten die Ansicht, dass sich das Rätische nicht aus dem Etruskischen heraus entwickelt habe, aber doch zweifellos eine Verwandtschaft zu jener Sprache erkennen lasse.
Aus der Sicht der Archäologie sieht man in den Trägern der jungeisenzeitlichen Fritzens-Sanzeno-Kultur, die sich durch kleine, meist verzierte Schälchen mit s-förmigem oder auch steilwandigem Profil auszeichnet und deren Hauptverbreitung seit dem 6./5. Jahrhundert v.Chr. im Südtirol und Trentino, im Nord- und Osttirol und im Unterengadin liegt, die historischen Räter. Bereits in den 1950er Jahren warf Frei die Frage auf, ob nicht schon die in der Spätbronzezeit und der älteren Eisenzeit ungefähr in demselben Gebiet zu fassende Melauner Kultur (heute Laugen-Melaun-Kultur, ca. 13.-7./6. Jh. v.Chr.), die sich durch charakteristisch verzierte Henkelkrüge auszeichnet, eine Frühphase einer "rätischen Kultur" repräsentiere. Im Alpenrheintal fällt aber schon in der Spätbronzezeit ein Nebeneinander von Laugen-Melaun-Keramik (Räter?) und Urnenfelderkeramik (Kelten?) auf.
Gemäss dem Stand der Räterforschung zu Beginn des 21. Jahrhunderts lag das Kerngebiet der Räter demnach im Südtirol, im Trentino, im Nordtirol und im Unterengadin. Das Alpenrheintal ist bestenfalls als Randgebiet der Räter zu betrachten. Die Existenz einer einheitlichen "rätischen Sprache" ist fraglich.
Die Bevölkerung Graubündens identifizierte sich ab dem Spätmittelalter zunehmend mit der rätischen Vergangenheit. Dieses starke "Räterbewusstsein" prägte zum Beispiel schon Ulrich Campells "Historia Raetica" nach 1570; es manifestierte sich unvermindert im 19. und 20. Jahrhundert, so unter anderem in den Namen von Einrichtungen (Rätisches Museum), Firmen (Rhätische Bahn, Rätische Aktienbrauerei) oder Zeitungen ("Der Freie Rätier"), die Rätien in historisch nicht korrekter Vereinfachung praktisch mit Graubünden gleichsetzen.