Ursprünglich vielleicht durch keltische Nachbarn geprägter Sammelname für eine sprachliche und kulturelle Bevölkerungsgruppe um Nord- und Ostsee. Caesar bezeichnet um 50 v.Chr. – sicher vereinfachend – den Rhein als Grenze zur Germania. Nach Strabo (1. Jh. v.Chr.) waren die Germanen mit den Kelten verwandt; sie seien jedoch noch wilder, grösser und blonder gewesen als diese. Tacitus (1. Jh. n.Chr.) schreibt den Germanen einen gemeinsamen mythischen Ursprung zu. Die Germanen selber verstanden sich dagegen nie als Einheit. Da sie vor ihrem Eintritt in die römische Welt keine eigenen Textquellen hinterliessen, beruhen unsere Vorstellungen nur auf externen, vor allem römischen Quellen und auf Erkenntnissen der Archäologie.
Das Gebiet der Schweiz lag jahrhundertelang im Grenzraum zwischen der keltisch-römischen und der germanischen Welt. Bevölkerungszunahme, Klimaverschlechterung, aber auch die Attraktivität der römischen Kultur – ab dem 1. Jahrhundert n.Chr. in Form importierter Luxuswaren fassbar – gelten als Hauptursachen für wiederholte Südwanderungen von Germanen, die sich zum Teil erst in diesem Zuge zu Stämmen formierten (Völkerwanderung). Auf die wiederholten Vorstösse der Alemannen im 3. und 4. Jahrhundert reagierten die römischen Kaiser mit dem Ausbau der Verteidigungslinien (Limes). Ausserdem setzten sie germanische Söldner zunächst bei den römischen Hilfstruppen, dann im mobilen Feldheer ein, und siedelten schliesslich auch grössere germanische Bevölkerungsteile geschlossen auf Reichsgebiet an, wobei sie ihnen Verteidigungsaufgaben übertrugen. Hohe germanische Offiziere heirateten ab dem 4. Jahrhundert in die spätantike Reichsaristokratie ein; die germanischen Oberschichten und die Reichsaristokratie verschmolzen so zu einem neuen Militäradel.
Nach verlorenem, sagenumwobenem Krieg gegen Hunnen und Römer wurden die Burgunder um 438/443 unter Vertrag genommen und um den Genfersee (Sapaudia) angesiedelt, wo sie sich innerhalb von zwei bis drei Generationen an die gallorömische Kultur anpassten und auch die lateinische Sprache übernahmen. 534/537 brachten die Franken, die im nördlichen Gallien schon Ende des 4. Jahrhunderts teilweise in die römische Verteidigungsorganisation miteinbezogen worden waren, die nordalpinen Gebiete der Schweiz unter ihre Herrschaft (Frankenreich). Langobarden, die vom Donauraum aus 568 nach Italien eingedrungen waren, nahmen auch Teile des Tessin in Besitz. Den Alemannen gelang es dagegen vorderhand nicht, im römischen Reichsgebiet dauerhaft Fuss zu fassen. Erst ab dem 7. Jahrhundert, schon unter fränkischer Vorherrschaft, siedelten auch sie im Gebiet der Schweiz. Sie dürften die Germanisierung der späteren Deutschschweiz am stärksten geprägt haben.