Ehemalige Gerichtsgemeinde am Vorderrhein, Kreis Ilanz, Bezirk Surselva GR. Der Name (rätorom. Foppa) bezeichnet die muldenförmige Landschaft im Bereich von Sagogn und Ilanz. Geografisch wird unter G. das gesamte Gebiet vom Flimserwald bis Pitasch und bis Obersaxen und Waltensburg/Vuorz im heutigen Kreis Rueun verstanden. Politisch gehören zum Kreis Ilanz sechs Gemeinden links und rechts des Vorderrheins.
In fränk. Zeit war die G. Zentrum des karoling. Ministeriums Tuverasca und wichtigstes Siedlungs- und Wirtschaftsgebiet der Viktoriden (Zacconen) mit Zentralhöfen in Sagogn und Ilanz. Im HochMA bildeten sich eine Reihe kleiner Herrschaften (Herren von Sagogn, Valendas, Castrisch, Montalt, Castelberg, Friberg, Frauenberg, Löwenberg), die im 13. und 14. Jh. zumeist in der grösseren Herrschaft Belmont aufgingen. Nach dem Aussterben der Belmonter 1371 gelangte die G. an die Gf. von Sax-Misox, 1483 an den Bf. von Chur. 1538 kauften sich die Gerichtsgemeinden aus. Einige kleinere Gerichtsherrschaften, wie die der Freien von Laax und Sevgein oder von Schluein-Löwenberg, bestanden bis zum Ende des Dreibündestaates weiter. In der G. besass das Bistum Chur im SpätMA grosse Besitzungen und viele Untertanen; Sagogn (Aspermunt/Fraissen) war das Zentrum der bischöfl. Gerichtsbarkeit in der Surselva (auch Müntinen genannt). Das polit. Schwergewicht verschob sich Ende des MA von Sagogn nach Ilanz, der Wiege des Grauen Bundes (1395) und turnusgemäss Tagungsort der Drei Bünde. Nach der Reformation war die G. konfessionell paritätisch; vorübergehend spalteten sich während des sog. Sagenserhandels um 1700 einige kath. Gem. ab. 1731 erschien die rätorom. geschriebene Zivil- und Strafprozessordnung der G. ("Fuorma dilg dreig civil a criminal") von Jacob Casutt aus Sagogn im Druck. Mit der Landeseinteilung von 1851 wurden Laax-Sevgein und Schluein Teile des seither territorial unveränderten Kreises Ilanz. Sprachlich ist die G. eine rätorom. Landschaft, mit Ausnahme von Versam und Valendas, die deutschsprachig sind, sowie Ilanz mit einer deutschsprachigen Mehrheit.