de fr it

Musikwissenschaft

Die wissenschaftl. Auseinandersetzung mit Musiktheorie wurde an Schweizer Universitäten schon vor der Gründung musikwissenschaftl. Institute betrieben. Als eines der frühesten musiktheoret. Werke darf Glareans "Dodekachordon" (1547) gelten. Eine Etablierung als eigenständige Disziplin erfolgte indes erst im ausgehenden 19. Jh. Musikwissenschaftl. Forschung beschäftigt sich hauptsächlich mit der hist. M., also der Geschichte der europ. Kunstmusik (Musik). An den Univ. Freiburg (seit 1902, Ordinariat Peter Wagner), Basel (seit 1912), Bern (seit 1921), Genf (seit 1921), Zürich (seit 1929) und Lausanne (seit 2004) wird ein entsprechendes Studium angeboten. Die universitäre M. setzt Akzente in den Bereichen Mediävistik, Renaissance und innerhalb des klass.-romant. Repertoires, derweil die an musikwissenschaftl. Instituten lange Zeit gepflegte Ethnomusikologie Anfang des 21. Jh. nur noch in Zürich und Neuenburg (hier im Rahmen des ethnolog. Angebots) gelehrt wird. An den Konservatorien und Musikhochschulen, die sich traditionellerweise der prakt. Musikerausbildung widmen, entstanden im Zuge der Gründung von Fachhochschulen eigene Forschungsabteilungen, welche die musikal. Praxis theoretisch reflektieren, etwa 2000 am Conservatorio della Svizzera italiana. Die 1933 von Paul Sacher gegr. Schola Cantorum Basiliensis, welche 1954 in die Basler Musikakademie integriert wurde und wesentlich zur Wiederentdeckung der alten Musik beitrug, nahm dabei eine Pionierrolle ein. Ebenfalls in Basel domiziliert ist die 1973 gegr. Paul-Sacher-Stiftung. Sie widmet sich seit 1986 der Erforschung der Musik des 20. Jh. Ferner fördert die in sieben Sektionen (Basel, Bern, Luzern, Zürich, St. Gallen, Tessin, Westschweiz) gegliederte Schweiz. Musikforschende Gesellschaft (seit 1899) Forschungs- und Publikationsvorhaben, gibt das "Schweizer Jahrbuch für M." heraus, organisiert musikwissenschaftl. Vorträge und dient als Forum der internat. Zusammenarbeit. Ihr angegliedert ist der Verein RISM (Répertoire international des sources musicales), der sich im Rahmen eines weltweit tätigen Netzwerks der Inventarisierung musikal. Quellen widmet. Die Internat. Gesellschaft für M., eine Tochterorganisation der Unesco, hat ihren Sitz seit ihrem Gründungsjahr 1927 in Basel.

Quellen und Literatur

  • E. Lichtenhahn, «M. in der Schweiz», in Acta Musicologica 61, 1989, 327-341
  • J. Willimann, Musicologie en Suisse, 1992
Weblinks

Zitiervorschlag

Christoph Ballmer: "Musikwissenschaft", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 22.06.2009. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/008278/2009-06-22/, konsultiert am 19.03.2024.