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Allmendingen

Politische Gemeinde des Kantons Bern, Amtsbezirk Konolfingen. Die seit 1993 selbständige Gemeinde am rechten Aaretalhang mit dem Dorf Allmendingen (1256 Alwandigen) und dem Weiler Märchligen gehört zur Kirchgemeinde Münsingen. Sie war 1834-1968 Schulgemeinde, 1969-1993 Viertelsgemeinde von Rubigen, vor 1798 Teil des Steuerbezirk Unteres Rubigenviertel. 1888 300 Einwohner; 2000 495.

Spuren einer prähistorischen und einer hochmittelalterlichen, 1256 bereits verlassenen Wehranlage wurden im Grossen Hüenliwald entdeckt. Das hochmittelalterliche Alte Schloss im Dorf war 1729 als Ruine noch sichtbar. Allmendingen und Märchligen waren mittelalterliche Zelgdörfer. Erben der nur im 13. Jahrhundert urkundlich belegten Herren von Allmendingen verkauften 1256 ihren Besitz dem Kloster Interlaken. Nach der Reformation (1528) fiel er wohl mit dem Niedergericht an Bern, das dieses später dem Stadtgericht zuteilte. Allmendingen gehörte zum kyburgischen, ab 1406 bernischen Landgericht Konolfingen. Allmendingen und Märchligen waren zum Unterhalt der Landstrasse Bern-Thun und des Pilgerwegs nach Kleinhöchstetten verpflichtet (1561). Vom 17. Jahrhundert an entstanden in Allmendingen verschiedene patrizische Landsitze: 1607 das Neue Schloss als Sommersitz Kaspar von Graffenrieds (Umbauten 1740, 1755, 1930-1936), 1723 der Landsitz Märchligen durch Samuel Morlot (Umbauten nach 1766, in 1820er Jahren). Zum reichen bäuerlichen Baubestand des Dorfes gehört auch der Typus Herrenbauernhaus (u.a. Höfe Alter Sandacker vor 1794, Hübeli 1846). Nach der Allmendaufteilung (1805) ging Allmendingen auf den Feldgrasbau über; nach 1830 entstand die erste Talkäserei. Die starke Stellung der Landwirtschaft verhinderte im 20. Jahrhundert, dass Allmendingen zu sehr in den Sog Berns geriet. Erst nach dem Zonenplan von 1972 mit Baugrundbeschränkung nahm die Bautätigkeit zu. Deshalb hat Allmendingen wenig Gewerbe und keine Industrie (1961 Gartenbau-Center). Die verkehrsgünstig gelegene Gemeinde wird zwar von der alten Landstrasse Bern-Thun (Ausbau 18.-20. Jh.), den Bahnlinien Bern-Thun (1859) und Bern-Langnau-Luzern (1864/1875) sowie der Autobahn ins Oberland (1973) durchfahren, erhielt aber aufgrund ihrer Kleinheit erst 1922 eine SBB-Station (ab 1982 nur noch Busverbindung Allmendingen-Bern). 1831-1987 bestand ein lokales Zentrum der pietistischen Evangelischen Gesellschaft.

Quellen und Literatur

  • W. Maync, Bern. Patrizierhäuser, 1982
  • U. Gruner et al., Allmendingen, 1989
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Anne-Marie Dubler: "Allmendingen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 30.06.2009. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/008310/2009-06-30/, konsultiert am 31.03.2023.