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Entremont

Bezirk des Kantons Wallis, am linken Rhoneufer, von Bergmassiven umgeben. Entremont umfasst die Gemeinde Bourg-Saint-Pierre, Liddes, Orsières, Sembrancher (Hauptort), Vollèges und Bagnes. Im Becken der drei Dranses gelegen, gehören im Osten das Val de Bagnes, im Westen das eigentliche Val d'Entremont und das Val Ferret zum Bezirk. 1251 inter montes.

Die ältesten Siedlungsspuren (Bagnes: Villette; Sembrancher: Crettaz-Pollet, les Fourches) stammen aus dem mittleren Neolithikum (4000-3200 v.Chr.). In der Eisenzeit war Entremont von den Veragrern besetzt, zwischen 15 und 10 v.Chr. kam der Ort mit dem Grossen St. Bernhard unter römische Herrschaft. Nach dem Bau des Weges über den Grossen St. Bernhard entwickelte sich der Pass zu einem von Soldaten, Händlern und Pilgern häufig benutzten Übergang. Als bewohnte Orte sind während des Zweiten Königreichs Burgund im 9. Jahrhundert Bourg-Saint-Pierre und am Ende des 10. Jahrhunderts Orsières erwähnt. Vom 11. bis zum 13. Jahrhundert dehnte das Haus Savoyen seine Macht über die Region schrittweise aus. In der Vogtei Chablais wurde Entremont zuerst vom Kastlan von Chillon verwaltet, bevor es 1279-1359 zusammen mit Saxon eine neue savoyische Kastlanei mit Sitz in Sembrancher bildete. 1360-1476 gehörten die Herrschaft Sembrancher, die Meierämter Bourg-Saint-Pierre, Liddes und Bovernier sowie das Vizedominat Orsières und die Herrschaft Bagnes-Vollèges (die v.a. der Abtei Saint-Maurice unterstand) zur Kastlanei Entremont (auch Kastlanei Sembrancher genannt). Nach der Eroberung des Unterwallis 1475-1476 kam Entremont als gemeine Herrschaft der Zenden des Oberwallis unter die direkte Herrschaft des Landvogts des Unterwallis, der in Saint-Maurice (1476-1536) residierte, 1569-1798 unter diejenige des Landvogts von Saint-Maurice. 1798 war Entremont einer der zwölf Walliser Bezirke, die der Helvetischen Republik angegliedert wurden. Das Gebiet Bovernier ging verloren und wurde 1815 definitiv dem Bezirk Martigny zugeteilt. 1802-1810 war Entremont einer der zwölf Zenden der Republik Wallis, unter französischer Herrschaft (Departement Simplon 1810-1813) einer der vier Kantone der Unterpräfektur Saint-Maurice. Beim Beitritt des Wallis zur Eidgenossenschaft 1815 bildete Entremont zuerst einen Zenden, ab 1850 dann einen Bezirk.

Entremont war schon im 14. Jahrhundert stark bevölkert (um 1313 6000-7000 Einwohner). Die Bewohner lebten während Jahrhunderten vor allem vom Getreidebau (Roggen). Der Anbau von Kartoffeln und die Viehzucht gewannen im 19. Jahrhundert an Bedeutung. Eine wichtige Ergänzung bildete der Rebbau, der hauptsächlich an den Hängen von Fully betrieben wurde. Bis um 1850 war Entremont der Walliser Bezirk mit den meisten Einwohnern (1798 7393 Einwohner, 1802 7800, 1850 9843; 1870 10'040). Zwischen 1850 und 1900 (9399 Einwohner) stoppte die Auswanderung nach Übersee das Bevölkerungswachstum. Abseits der Rhoneebene gelegen, profitierte Entremont zu Beginn des 20. Jahrhunderts wenig von der wirtschaftlichen Entwicklung des Wallis. Die Entvölkerung setzte sich bis 1950 (8499 Einwohner) durch die Abwanderung in die Industriezentren der Rhoneebene und in die Stadt Genf fort. Seit 1955 ist aufgrund des Aufschwungs des Wintertourismus (Verbier) eine demografische Wende zu verzeichnen (1960 9471 Einwohner, 1970 9950, 2000 12'138). Im verkehrstechnisch gut erschlossenen Bezirk (Strasse über den Grossen St. Bernhard, Eisenbahn) lebt die Bevölkerung zerstreut in Dörfern, Ferienorten unterschiedlicher Grösse und mehr als sechzig Weilern. Trotz Unterschieden zwischen den Gemeinden sind der Tertiärsektor, das Baugewerbe und eine dynamisch betriebene Landwirtschaft die wichtigsten Standbeine der Wirtschaft im Bezirk Entremont.

Quellen und Literatur

  • E. Rossier, «La démographie du district d'Entremont 1850-1950», in Idéologies et populations, 1985, 117-138
  • Une région, un passage, 1989
  • P. Dubuis, Une économie alpine à la fin du Moyen Age, 2 Bde., 1990
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Catherine Raemy-Berthod: "Entremont", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 16.02.2011, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/008395/2011-02-16/, konsultiert am 12.04.2024.