de fr it

Genevois

Im Nordwesten des französischen Departements Hochsavoyen gelegene, an das Gebiet des Kantons Genf angrenzende Region. Der Begriff Genevois tauchte im 14. Jahrhundert als Bezeichnung für die Besitzungen der Grafen von Genf auf, nachdem diese ihre Güter in der Waadt und dem Pays de Gex an die Grafen von Savoyen verloren und ihre Besitzungen sich südlich des Genfersees, namentlich um Annecy, dem Zentrum einer wichtigen Kastlanei, konzentriert hatten. Begrenzt wird das Genevois im Wesentlichen durch die Rhone und das nördliche Ende des Lac du Bourget im Westen, durch die Anhöhen entlang des linken Ufers der Arve und die Aravis-Kette im Osten, durch den Zusammenfluss von Arve und Rhone im Norden sowie durch die Südspitze des Lac d'Annecy im Süden.

Nachdem das Geschlecht der Grafen von Genf 1394 erloschen war, fiel das Genevois nach zahlreichen Auseinandersetzungen und Gerichtsverfahren zwischen den Erbanwärtern und dem Herzog Amadeus VIII. 1424 schliesslich an Savoyen. Als savoyische Provinz und Apanage wurde es um 1434 von Herzog Amadeus VIII. seinem jüngeren Sohn Philipp zugeteilt, der wenig später verstarb. 1460 erneuerte Herzog Ludwig, Sohn von Amadeus VIII., die Apanage zugunsten seines Sohnes Janus, der von 1465 bis zu seinem Tod 1493 über die Gebiete Genevois, Faucigny und Beaufortain herrschte. 1514 überliess Herzog Karl III. die Apanage seinem Bruder Philipp, der wenig später dank der Heirat mit Charlotte von Orléans aus dem französischen Königshaus, Herzog von Nemours wurde. Die Genevois-Nemours regierten über die Apanage bis zum Erlöschen der Familie im Jahr 1659. Ihr Hauptort, Sitz eines Gerichtshofs (Rat des Genevois) und einer Hofkammer, war Annecy, wo sie den grössten Teil des Schlosses erbauten. Weitere Gebiete als die ehemalige Grafschaft Genf umfassend, blieb das Genevois dem Herzogtum Savoyen unterstellt, fiel aber zwischen 1536 und 1560 in den Besitz der Berner und des französischen Königs. Dank der Protektion von Franz I. wurde die Apanage der Genevois-Nemours ebenso wie das Faucigny auch in dieser Zeit respektiert. Der Bischof von Genf liess sich 1568 in Annecy nieder, das mit päpstlichem Breve vom 24. August 1771 zur Bischofsstadt ernannt wurde.

Um 1720 wurde das Herzogtum Savoyen reorganisiert und die Provinz Genevois von einem Intendanten verwaltet, der jenem von Chambéry unterstellt war. 1780 trennte man die neue Provinz Carouge davon ab. Diese umfasste ausserdem die von den Bernern errichtete ehemalige Landvogtei von Ternier und Gaillard. Nach der französischen Eroberung vom September 1792 wurde die Provinz in den Bezirk Genevois umgewandelt. 1798 ging das Genevois im Gefolge der Annexion von Genf durch Frankreich und der Gründung des Departements Léman in das Departement Mont-Blanc über, wo es dem Distrikt und später dem Stadtbezirk von Annecy zugeschlagen wurde, das seinerseits von Chambéry abhängig war. Im Zug der Restauration des Herzogtums Savoyen 1815 wurden die ehemaligen Provinzen wieder hergestellt und dem Königreich Piemont-Sardinien einverleibt, bis sie 1860 zusammen mit Nizza an Frankreich angeschlossen wurden.

Quellen und Literatur

  • P. Duparc, Le Comté de Genève, IXe-XVe siècle, 21979
  • J.-Y. Mariotte et al., Histoire des communes savoyardes 3, 1981, 9-20

Zitiervorschlag

Catherine Santschi: "Genevois", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 11.07.2007, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/008568/2007-07-11/, konsultiert am 19.03.2024.