Frühmittelalterliche Bezeichnung für die südlich und östlich des namengebenden römischen Kastellorts Zürich gelegene Landschaft, die etwa von Uznach bis in die Nähe von Winterthur reichte. Zur Zeit seiner ersten urkundlichen Erwähnung um 743/747 bildete der Zurihgauuia eine Untereinheit des Thurgaus. Die Grafenstellung nahm damals Pebo ein, der aber wenig später von Chancor abgelöst wurde. Das Kloster St. Gallen wurde durch die Schenkungen der Beata-Sippe in den 740er Jahren zu einem bedeutenden Grundherrn im Zürichgau. Im Rahmen einer Neuordnung des Gebiets zwischen Boden- und Zürichsee unter den Grafen Ruthard und Warin entstand um 760 der von der Grafenherrschaft ausgenommene Fiskus Zürich. Die Grafschaft im Zürichgau wurde unter Ludwig dem Frommen auf Kosten des Fiskus Zürich eingerichtet; ihr erster Inhaber war Ruadker ab 819/820. Sie behielt in der Karolingerzeit den Charakter eines eigenständigen Verwaltungsbezirks, der aber meist von auch im Thurgau belegten Grafen verwaltet wurde. Die Grenzen dieser ab der Mitte des 9. Jahrhunderts als Zurichgeuue bezeichneten Grafschaft entsprachen am oberen Zürichsee jenen des ursprünglichen Grossfiskus und umfassten auch Gebiete westlich der Limmat und südlich des Zürichsees. Von 826 bis 915 sind mehrmals Grafen aus dem Umfeld der Gerolde belegt, bevor der Gau zusammen mit dem Thurgau an die Burchardinger fiel. Im späten 10. Jahrhundert sind die Nellenburger und von 1077 bis zu ihrem Aussterben 1172 die Lenzburger als Landgrafen des Zürichgaus bezeugt. Der Teil westlich der Limmat und des Zürichsees gelangte an die Habsburger, der östliche zunächst an die Kyburger, bevor er im 13. Jahrhundert mit der Landgrafschaft Thurgau vereint wurde.
Quellen und Literatur
- K. Speidel, Beitr. zur Gesch. des Zürichgaus, 1914
- P. Kläui, Hochma. Adelsherrschaften im Zürichgau, 1960, 28-32
- M. Borgolte, Gesch. der Grafschaften Alemanniens in fränk. Zeit, 1984, 78-101, 232-234
- GKZ 1, 130-133