Als F. wird eine zeitweise, d.h. in Zeiten kriegerischer Gefahr genutzte Wehranlage (Befestigungen) bezeichnet. F.en können - im Gegensatz zu den meist im Hoch- und SpätMA entstandenen Burgen - sowohl in urgeschichtl., röm. oder frühma. Zeit entstanden sein. Wichtige Beispiele sind das Wittnauer Horn, die Sissacher Fluh, der Üetliberg bei Zürich, das Castel Grande bei Bellinzona und Montricher. Die Befestigung der F.en bestand meist aus Gräben, Wällen mit Palisaden oder aus Trockenmauern. Teilweise wurden die Umfassungsmauern auch gemörtelt. Die geringe Zahl von Funden in solchen Anlagen erschwert oder verunmöglicht oft eine genauere Datierung.
In der älteren deutschsprachigen Literatur wird auch der Begriff "Volksburg" im Sinne einer vom "Volk" errichteten Anlage gebraucht. Diese in der 1. Hälfte des 20. Jh. aufgestellte und heute nicht mehr vertretene Theorie lässt sich weder durch schriftl. Quellen noch durch archäolog. Ausgrabungen stützen. Die von Erwin Poeschel postulierten "rät. Kirchenkastelle" aus dem FrühMA, wie etwa Jörgenberg bei Waltensburg/Vuorz, Hohenrätien bei Sils im Domleschg oder Grepault bei Trun können beim heutigen Forschungsstand nicht bestätigt werden, da bis anhin nicht schlüssig nachgewiesen werden konnte, dass Kirche und Befestigung gleichzeitig gebaut wurden. Es ist auch schwierig, die Entstehung der F.en mit konkreten kriegerischen Ereignissen in Verbindung zu bringen. Eine Ausnahme bildet die Errichtung der F. in einer Flussschlaufe der Sitter bei Häggenschwil durch die Mönche des Klosters St. Gallen zur Zeit der Ungarneinfälle zu Beginn des 10. Jh. Die durch den Fluss nicht geschützte Seite wurde mit Wall und Verhau abgesichert und innerhalb des geschützten Bereiches eine Feste und eine Kapelle errichtet. Diese Anlage war nur ganz kurz in Gebrauch, so dass auch hier nicht von einem Kirchenkastell, wohl aber von einer F. gesprochen werden kann.