Letzi bezeichnet eine lineare Befestigung oder Landwehr im Gelände, welche das Eindringen eines Feindes in ein Territorium verhindern soll. Vom 13. bis ins 16. Jahrhundert wird die Letzi im Alpenraum, im Jura, im Mittelland sowie im südlichen Schwarzwald erwähnt. Nur wenige Letzinen sind noch im Gelände sichtbar oder wurden archäologisch erfasst. Andere wurden abgebildet oder sind durch Flurnamen überliefert. Linearbefestigungen gab es im Raum der Schweiz schon in der Antike. Die spätmittelalterliche Letzi knüpfte jedoch selten an römische Vorgängerbauten an.
Die Letzinen folgten teils dem natürlichen Gelände oder den Gewässerläufen, teils mussten Gewässer während des Baus umgeleitet werden. Die Letzinen wurden als Hecken, Holzzäune, Palisaden, Trockenmauern, als maximal 5 m hohe Mauern mit Graben, Schiessscharten und Wehrgang oder in Verbindung mit einer Burg errichtet. Den Charakter einer vollständigen Talsperre haben die Wehranlagen von Bellinzona, welche die Herzöge von Mailand im 15. Jahrhundert gegen die Eidgenossen errichteten. Zu den Letzinen zählt man auch mit Pfahlreihen gesicherte Seeufer (sogenannte Schwirren), wie sie in Stansstad gebaut wurden.
Der archäologische Nachweis einer Letzi gelingt nicht immer, da Holzbauten kaum Spuren im Boden hinterlassen und auch die gemauerten Letzinen in der Regel nur schlecht fundamentiert waren. Wegen ihrer zum Teil exponierten Lage an Hangkanten und Gewässerläufen waren die Letzinen auch der Bodenerosion ausgesetzt. 1990 wurden in Mülenen am Eingang zum Kandertal beim Strassenbau die Überreste einer Letzimauer mit Wallgraben archäologisch untersucht und als Bodendenkmal konserviert. Von einigen Letzinen blieben – isoliert in der Landschaft – nur die Türme und Tore stehen, unter anderem die Türme von Rothenthurm und Morgarten sowie das sogenannte Frauentor bei Cumbel.
Der militärische Nutzen der Letzi wird in der militärhistorischen Literatur überbewertet. Die Geländebefestigungen konnten leicht umgangen werden. Ein Vormarsch wurde an einer Letzi nur verzögert, nicht aber aufgehalten. Allenfalls konnte der Feind auch durch die Letzi kanalisiert werden. Die Letzinen dienten ferner als Sammellinie für die Verteidiger. Einen Sonderfall stellen die Letzimauern im Umfeld der Städte Zürich, St. Gallen und Luzern dar, die wohl als den Stadtmauern (Stadtbefestigungen) vorgelagerte Verteidigungslinien dienten.
Bedeutung hatten die Letzinen aber im Kleinkrieg oder bei Raubzügen, so erschwerten sie vor allem den Viehraub. Der Letzi kamen auch weitere, nicht fortifikatorische Funktionen zu. Sie diente als Weidezaun und Grenzmarkierung, in einigen Fällen auch als Schutz vor Naturgewalten wie Hochwasser, Rüfen und Lawinen. Wie die Stadtmauern hatten die Letzimauern mit ihren Türmen, Toren und Zinnen zudem eine repräsentative und herrschaftliche Funktion. Vor allem die Letzinen der Schwyzer müssen auch als Abgrenzung gegenüber Zürich verstanden werden. Die herrschaftspolitische Bedeutung der Letzi zeigt sich auch am Beispiel der Interlakner Klosterleute, die auf Rat der mit ihnen verbündeten Obwaldner eine Letzi gegen Bern errichteten. Als sie im Friedensvertrag von 1349 nachgeben mussten, verlangten die Berner den Abbruch der Letzi und die Erstellung einer neuen, diesmal gegen Obwalden gerichteten Sperrmauer.
Zeitgenössische Chroniken, die von den spätmittelalterlichen Kriegen der Eidgenossen berichten, erwähnen die Letzi kaum. Erst mit der Entstehung der Befreiungstradition im 16. Jahrhundert betrachteten die Chronisten die Letzi als Bollwerk gegen die Habsburger. Mit der schwindenden militärischen Bedeutung der Letzi in der frühen Neuzeit verloren auch die Chronisten das Interesse an ihr. Erst im 19. Jahrhundert wurden die Altertumsforscher wieder auf sie aufmerksam. Allen voran erstellte Arnold Nüscheler 1872 ein Inventarwerk, welches das Gebiet der ganzen Schweiz umfasst. In dem durch die Geistige Landesverteidigung vermittelten Geschichtsbild – zum Beispiel in Filmen wie «Landammann Stauffacher» (1941) – wurde die Letzi popularisiert.