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LuganoKanton

Verwaltungseinheit der Helvetischen Republik, die vom 14. April 1798 bis 19. Februar 1803 bestand und die ehemaligen Vogteien Lugano, Locarno, Mendrisio und Vallemaggia umfasste und gleichzeitig mit dem Kanton Bellinzona gebildet wurde. Wie die anderen Kantone der Helvetischen Republik hatte auch der Kanton Lugano eine sehr begrenzte Autonomie. Die Regierungsgewalt übernahmen eine aus fünf Mitgliedern bestehende Verwaltungskammer und ein vom helvetischen Direktorium ernannter Regierungsstatthalter (erster Amtsträger Giacomo Buonvicini).

Im neu gegründeten Kanton brachen sogleich heftige Konflikte zwischen Cisalpinern, den sogenannten Patrioten, und Traditionalisten, den sogenannten Aristokraten, aus. Zu einer Volkserhebung führten 1798 die von massiven Requisitionen und Gewalt begleitete Besetzung durch die französischen Truppen und die Unzufriedenheit der Bevölkerung mit der Politik der Zentralregierung. Missmut erregten vor allem die Beschlagnahmung der Klostergüter, die Einführung einer direkten Steuer, der obligatorische Militärdienst, die Amnestie zugunsten der Cisalpiner und das Gemeindegesetz, das die seit Jahrhunderten bestehende Autonomie der Gemeinden beschnitt. Während den antifranzösischen Tumulten in Lugano vom 28. bis 29. April 1799 wurden die Druckerei Agnelli geplündert und der Priester Giuseppe Vanelli sowie andere Cisalpiner getötet. Der Regierungsstatthalter Francesco Capra, der 1799 Buonvicini abgelöst hatte, floh, und eine provisorische, österreichfreundliche Regierung übernahm die Macht. Zu ähnlichen Unruhen kam es in Mendrisio und Locarno. Der Einmarsch der österreichischen und russischen Truppen brachte noch schlimmere Requisitionen und Plünderungen mit sich, die durch Versorgungsschwierigkeiten verschärft wurden. Die Franzosen, die den Kanton 1800 erneut besetzten, zwangen der Bevölkerung weitere Requisitionen auf. Dem Kommissär Heinrich Zschokke gelang es schliesslich, die Autorität der Helvetischen Republik wiederherzustellen; mit Giuseppe Giovanni Battista Franzoni wurde ein neuer Regierungsstatthalter ernannt. Nachdem 1801 und 1802 zwei Versuche, die Kantone Lugano und Bellinzona zu vereinen, gescheitert waren, führte die Unzufriedenheit der Bevölkerung, die unter den hohen Steuern und der miserablen Wirtschaftslage litt, Anfang 1802 zur Erhebung der Capriasca. Im Herbst desselben Jahres proklamierte das Luganese in der Revolution von Pian Povrò (Ort zwischen Massagno und Breganzona, an dem sich eine Volksversammlung zum Generalkongress des Bezirks erklärte) seine Unabhängigkeit. Den politischen Turbulenzen, zu denen auch die Kämpfe zwischen Unitariern und Föderalisten um die Regierungsgewalt in der Helvetischen Republik beitrugen, setzte die Mediationsakte 1803 ein Ende.

Quellen und Literatur

  • Ticino 1798-1998, Ausstellungskat. Lugano, 1998
  • Lugano dopo il 1798, Ausstellungskat. Lugano, 1999
  • S. Guzzi-Heeb, «Dalla sudditanza all'indipendenza: 1798-1803», in Storia della Svizzera italiana dal Cinquecento al Settecento, hg. von R. Ceschi, 2000, 551-580
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GND

Zitiervorschlag

Giuseppe Negro: "Lugano (Kanton)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 19.11.2014, übersetzt aus dem Italienischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/008637/2014-11-19/, konsultiert am 06.12.2024.