Der Begriff Réduit bezeichnet die Zentralraumstellung der Armee von Juli 1940 bis Herbst 1944, die sich angesichts der Einschliessung der Schweiz durch die Achsenmächte auf die militärische Verteidigung des schweizerischen Alpenraums konzentrierte (Zweiter Weltkrieg).

Die deutschen Erfolge im Westfeldzug und der Zusammenbruch Frankreichs veranlassten General Henri Guisan Anfang Juni 1940, die Limmatstellung von Basel bis Genf zu verlängern, was zu einer dünn besetzten, linearen Rundumstellung der Armee führte. Mit Blick auf die drohende Umklammerung der Schweiz schlug Oberst Oscar Adolf Germann die vorsorgliche Rücknahme von Heereseinheiten zur Sicherung eines Alpenréduits vor und Oberst Hans Frick befürwortete eine igelartige Konzentration der Armee um den Gotthard als Zentrum. Neu an dieser Konzeption war der Ersteinsatz von Truppen im Alpenraum und nicht mehr im Mittelland oder im Grenzraum. Guisan setzte sich zunächst für ein zentrales, in Jura und Alpen verankertes Mittellandréduit zwischen Limmat und der Napf-Hauenstein-Linie ein. Nach der Diskussion in der Landesverteidigungskommission entschied er sich im Bewusstsein um die psychologischen Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung und die fehlenden Vorräte im Alpenraum für einen Mittelweg: Truppen an der Landesgrenze, vorgeschobene Stellungen im Jura und im Mittelland ab Limmat und Saane, um Zeit zu gewinnen, sowie fünf, später sechs Divisionen und drei Gebirgsbrigaden im Alpenréduit, in das sich im Angriffsfall auch der Bundesrat zurückgezogen hätte. Mit dem Bezug des Réduit wurde eine Teilmobilisierung verbunden und eine periodische Ablösung der Truppen eingeleitet.
Das Réduit national implizierte langwierige Gebirgskämpfe sowie die Zerstörung der Alpentransversalen und sollte dadurch abschreckend wirken. Die Umgruppierung war am 25. Juli 1940, am Tag des Rütli-Rapports, vollendet. Im Mai 1941 nahm Guisan auch die drei Divisionen im Jura und im Mittelland ins Réduit zurück. Bis Ende 1942 konnte eine sechsmonatige Versorgung der Bevölkerung und der Truppen im Réduit sichergestellt und die wichtigsten Befestigungen fast vollendet werden. In den Ablösungsdiensten lag das Schwergewicht nun auf der Gefechtsausbildung. Die Bevölkerung akzeptierte die Verlegung der Hauptverteidigung in den Alpenraum mehrheitlich und vertraute auf die damit verfolgte Dissuasion. Kritiker bemängelten, dass die Achsenmächte das ressourcenreiche Mittelland mit wenig Aufwand erobern und die Armee im Réduit aushungern könnten. 1942 erreichte das Réduit dank abnehmender Bedrohung seitens der Achsenmächte, Fertigstellung der Befestigungen und wirtschaftlicher Kooperation mit Deutschland und Italien seine volle Wirkung. Es schien nun, dass den Achsenmächten eine unabhängige Schweiz mit funktionierendem Gütertransport durch die Alpen mehr dienen würde als ein erobertes Land mit zerstörten Produktionsanlagen. Nach der Landung der Alliierten in der Normandie im Juni 1944 zog Guisan aufgrund der entspannteren Bedrohungslage wieder Truppen aus dem Réduit ins Mittelland. Im Kalten Krieg wurden die Befestigungsanlagen im Alpenraum weiter ausgebaut. In der Armee 95 war das Réduit als Teil des Verteidigungskonzepts nicht mehr vorgesehen.
In der Nachkriegszeit verstärkte sich die Symbolkraft des Réduits zu einem nationalen Mythos, der erst Ende des 20. Jahrhunderts in Frage gestellt wurde. Für die Aktivdienstgeneration war das Réduit der Inbegriff des Wehrwillens, der den Sonderfall einer eigenständigen Schweiz verkörperte und als Fortsetzung der Befreiungstradition betrachtet werden kann. Kritische Stimmen betonten demgegenüber insbesondere in der Diskussion um die Rolle der Armee im Zweiten Weltkrieg die politische, wirtschaftliche und finanzielle Verflechtung der Schweiz mit den kriegführenden Mächten und massen dem Réduit eine untergeordnete Bedeutung zu.