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Napf

Aussicht vom Napf auf den südöstlichen Teil des Bergmassivs. Fotografie von Ernst Brunner, 1947 (Schweizerisches Institut für Volkskunde, Basel).
Aussicht vom Napf auf den südöstlichen Teil des Bergmassivs. Fotografie von Ernst Brunner, 1947 (Schweizerisches Institut für Volkskunde, Basel).

Annähernd rundes, ausgedehntes Bergmassiv, umgeben von den Talsenken der Ilfis, der Gr. und der Kl. Emme, der Langeten, der Luthern und der Wigger. Der N. grenzt im Süden an die Voralpen und läuft im Norden in das - noch hügelige - höhere Mittelland aus. In der Eiszeit von Gletschern umflossen, hat die Gewässererosion die Molassenagelfluh des N.s zertalt: Vom Zentrum, dem pultflächigen N. (1408 m), laufen enge Täler, die "Gräben", radial nach aussen, die von Rippen, den "Eggen", flankiert werden. Weitere markante Erhebungen am N. sind u.a. Hengst, Napffluh und Höchänzi. Der N. gilt als prähist. Kulturgrenze (N.-Reusslinie); durch ihn verläuft seit 1470/1572 die Staatsgrenze zwischen Bern und Luzern. Diese trennt den Berner Oberaargau vom Luzerner Hinterland sowie das bern. Emmental vom luzern. Entlebuch.

Kennzeichen der Napfregion sind Waldreichtum, Siedlungs- und Verkehrsungunst. Daraus erfolgt die späte Besiedlung um das Jahr 1000 und eine von Einzelhöfen geprägte Siedlungsstruktur mit den ma. Marktorten Langnau im Emmental und Wolhusen-Markt sowie Taldörfern, die sich um ma. Pfarrkirchen gebildet hatten. Unter dem Bevölkerungsdruck ab dem 16. Jh. entstanden längs der Talflüsse Schachendörfer, Hochwälder wurden zugunsten von Alpbetrieben gerodet. Wichtigste Einkommensquellen waren Land- und Waldwirtschaft, exportorientierte Alpkäserei, Leinwandverlag und -heimindustrie, Holzflösserei und Köhlerei und im Entlebuch Glasmanufaktur; die Goldwäscherei (Edelmetalle) war unergiebig. Mit der Verkehrserschliessung - Fahrstrassen und Eisenbahnen (u.a. Bern-Luzern 1864-75, Langenthal-Huttwil-Wolhusen 1895) - hielt die Industrie Einzug. Das Forstgesetz von 1876 leitete die Wiederaufforstung abgegangener Alpen zum Schutz der hochwassergefährdeten Region ein. Das Naturschutzgebiet in den Gem. Sumiswald, Trub und Langnau mit urtüml. Wäldern sowie alpiner Flora und Fauna wurde 1973-79 errichtet. Die Alpen Lüderen, Blapbach und N. sind bekannte Ausflugsziele.

Quellen und Literatur

  • F. Häusler, Das Emmental im Staate Bern bis 1798, 2 Bde., 1958-68
  • I. Stauffer, Wald und Holz rund um den N., 1980
  • A.-M. Dubler, Gesch. der Luzerner Wirtschaft, 1983
  • A.-M. Dubler, F. Häusler, Aus der Gesch. des Grenzraumes Emmental-Entlebuch, 1992
  • Grenzpfad Napfbergland, hg. von J. Rettenmund, 1999
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Anne-Marie Dubler: "Napf", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 02.09.2010. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/008781/2010-09-02/, konsultiert am 19.03.2024.