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Hauenstein

Zum Jurapass Hauenstein gehören der Untere und Obere Hauenstein, die in südnördlicher Richtung das schweizerische Mittelland mit dem Oberrhein verbinden. Ein Zubringerpass von lokaler Bedeutung zum Unteren Hauenstein war der Übergang über die Challhöchi (848 m) zwischen Hauenstein-Dorf (Gemeinde Hauenstein-Ifenthal) und Eptingen.

Der Pass über den Unteren Hauenstein (691 m) zwischen Olten bzw. Trimbach und Läufelfingen bzw. Liestal wurde wahrscheinlich schon in vorrömischer Zeit begangen. Eine ausgebaute Fahrstrasse in römischer Zeit fehlte vermutlich noch, aber eine Verkehrsverbindung von Olten nach Sissach und Augusta Raurica ist anzunehmen. Ein wenig ausgebauter römischer Nebenpass führte von Trimbach durch das Erlimoos nach Wisen und von dort entweder nach Läufelfingen bzw. Liestal oder nach Zeglingen und Augusta Raurica. Das spätrömische Castrum Olten sicherte den Aareübergang und die Pässe im Norden. Römische Funde wurden im ganzen Bereich des Unteren Hauenstein gemacht.

Ab dem Spätmittelalter wurde der Untere Hauenstein infolge der Erschliessung der Schöllenenschlucht im 13. Jahrhundert zum wichtigen Juraübergang auf der direkten Linie von Norditalien über den Gotthard und die Innerschweiz (Luzern) nach Basel und weiter in den süddeutschen Raum bzw. ins Elsass. Die mittelalterliche Strassenführung folgte möglicherweise der römischen. Erst ab dem 15. Jahrhundert ist ein Wagen- und Karrenverkehr urkundlich nachweisbar. Von der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts bis gegen Ende des 16. Jahrhunderts ist ein Ablassseil südlich der Felspassage bei der Chäppeliflue erwähnt. Die Strasse wurde wiederholt ausgebessert, vor allem 1740-1748. Das Zoll- und Geleitsrecht war zunächst in der Hand der verschiedenen Familien angehörenden Landgrafen des Sisgau und des Buchsgau, insbesondere der Frohburger, dann ab Mitte des 15. Jahrhunderts Basels und Solothurns. Das Zoll- und Geleitsgeld wurde für Solothurn in Trimbach und für Basel in Diepflingen sowie Buckten bezogen. Basels Versuch um 1400, den Unteren Hauenstein mit Olten zu gewinnen, scheiterte wie dasselbe frühere Unterfangen der Habsburger.

1827-1829 wurde eine leistungsfähigere Passstrasse mit neuem Verlauf errichtet. Mit dem Bau der Centralbahnlinie Basel-Olten wurde der erste, 1857 fertig gestellte Tunnel zwischen Trimbach und Läufelfingen errichtet. Der zweite, 8134 m lange, sogenannte Basistunnel wurde 1912-1915 erstellt. In der Folge kam es zu einem Rückgang des Waren- und Reiseverkehrs über den Unteren Hauenstein. Mit dem Aufkommen des Autoverkehrs nahm er wieder zu; auch nach der Eröffnung der A2 mit dem Belchen-Tunnel 1970.

Der Pass über den Oberen Hauenstein (731 m) zwischen Oensingen bzw. Balsthal und Waldenburg bzw. Liestal bildete einen Teil der grossen römischen Transversale, die vom Genfersee über Avenches und Solothurn nach Augst an den Rhein führte. Er dürfte in römischer Zeit ausgebaut worden sein. Auf der Tabula Peutingeriana ist die Strecke zwischen Salodurum (Solothurn) und Augusta Raurica mit 22 Leugen (48,8 km) angegeben, was der Verbindung zwischen Aventicum und Augusta Raurica über den Oberen Hauenstein entspricht. Eine Militäranlage zwischen Balsthal und St. Wolfgang sollte den Pass sichern. Längs der Route über den Oberen Hauenstein stiess man überall auf römische Funde.

Ausschnitt aus einer Karte der Landstrasse über den Oberen Hauenstein zwischen dem Waldenburgertal (rechts) und Langenbruck auf der südseitigen Passhöhe (links). Aquarellierte Federzeichnung von Lohnherr Jakob Christoph Stähelin, 1734 (Staatsarchiv Basel-Landschaft, Liestal).
Ausschnitt aus einer Karte der Landstrasse über den Oberen Hauenstein zwischen dem Waldenburgertal (rechts) und Langenbruck auf der südseitigen Passhöhe (links). Aquarellierte Federzeichnung von Lohnherr Jakob Christoph Stähelin, 1734 (Staatsarchiv Basel-Landschaft, Liestal). […]

Ab dem Spätmittelalter spielte der Pass als Teilstück auf der Verbindungslinie Bern-Basel, vor allem aber von Basel nach den Walliser Alpen und weiter ins Rhonetal eine bedeutende Rolle. Die mittelalterliche Route, die 1145 erstmals erwähnt wird, verlief wohl auf dem römischen Trassee. Im beginnenden 15. Jahrhundert erwarb Solothurn zusammen mit den Herrschaften Neu- und Alt-Falkenstein den Zoll und das Geleitsrecht zum Oberen Hauenstein. Die Sisgauer Herrschaften gelangten Mitte des 15. Jahrhunderts an Basel, dessen Zollstätte in Waldenburg lag, während Solothurn in Balsthal den Zoll eintrieb. Der Obere Hauenstein scheint mit Hilfe eines Ablassseils am Gyselstalden zwischen St. Wolfgang und Holderbank – etwa zur gleichen Zeit wie beim Unteren Hauenstein – befahrbar gewesen zu sein. Die Strasse befand sich wiederholt in einem schlechtem Zustand. 1738-1744 erfolgte auf der Basler Seite eine umfassende Korrektur. 1830-1834 wurde sie sowohl zwischen Balsthal und Holderbank am südlichen Hang als auch auf Basler Seite neu angelegt.

Der Bau der Eisenbahnen, vor allem die Eröffnung des ersten Tunnels durch den Hauenstein 1857, brachte am Oberen Hauenstein eine massive Verminderung des Passverkehrs, der allerdings im 20. Jahrhundert dank dem Automobil wieder stark zunahm. Mit der Eröffnung des Belchen-Autobahntunnels brach er abermals ein. 1876 scheiterte das Projekt für die sogenannte Wasserfallenbahn als direkte Verbindung zwischen Bern und Basel.

Vom Spätmittelalter – möglicherweise schon früher – bis ins 18. Jahrhundert führte ein Pass über den Buchsiterberg (811 m). Der Zubringer kam vom Luzernbiet (St. Urban) über den Aareübergang bei Wolfwil nach Oberbuchsiten, wo Solothurn eine Zollstätte unterhielt. Von Oberbuchsiten gelangte man über den Buchsiterberg nach Holderbank und erreichte hier die Passstrasse über den Oberen Hauenstein. 1864 wurde die Strasse von Hägendorf durch die Tüfelsschlucht nach Bärenwil (Gemeinde Langenbruck) und weiter nach Langenbruck (Kurzentrum) eröffnet.

Quellen und Literatur

  • W. Reber, Zur Verkehrsgeographie und Gesch. der Pässe im östl. Jura, 1970
  • IVS Dok. BL 11, 12; SO 3, 8
Systematik
Verkehr / Pass

Zitiervorschlag

Peter Frey: "Hauenstein", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 18.08.2006. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/008853/2006-08-18/, konsultiert am 24.01.2025.