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Schlacht beiNäfels

Eine Seite aus der österreichischen Klingenberger Chronik, die zwischen 1520 und 1530 verfasst wurde. Aquarellierte Federzeichnung (Stiftsbibliothek St. Gallen, Cod. Sang. 645, S. 197, e-codices).
Eine Seite aus der österreichischen Klingenberger Chronik, die zwischen 1520 und 1530 verfasst wurde. Aquarellierte Federzeichnung (Stiftsbibliothek St. Gallen, Cod. Sang. 645, S. 197, e-codices).

Der Näfelser Krieg ist die mittlere Phase des eidg.-österr. Konflikts (Sempacherkrieg), der zwischen 1386 und 1393 an versch. Schauplätzen ausgetragen wurde. Er wurde ausgelöst durch den österr. Überfall (Mordnacht vom 21./22.2.1388) auf das von den Glarnern und Eidgenossen ab 1386 besetzte Städtchen Weesen. Von hier aus erfolgte am 9.4.1388 der Hauptangriff gegen das als abtrünnig geltende Glarnerland. Etwa 5'000 Mann unter der Führung von Gf. Donat von Toggenburg und Ritter Peter von Thorberg durchbrachen die Letzi von N. Eine zweite Kolonne mit 1'500 Mann rückte unter Gf. Hans von Werdenberg-Sargans über den Kerenzerberg vor. Die etwa 400 Glarner, verstärkt durch einige Dutzend Schwyzer und Urner, zogen sich von der Letzi an die westl. Talflanke zurück und griffen von hier aus, begünstigt durch Nebel und Schneetreiben, das plündernde Ritterheer an. Nach einer kurzen Entscheidungsschlacht verfolgten die Glarner die fliehenden Gegner, die beim Zusammenbruch der Brücke bei Weesen in grosser Zahl in der Maag ertranken. Die zweite anrückende Kolonne kehrte in Beglingen (Mollis, heute Gemeinde Glarus Nord) beim Anblick der Niederlage unverrichteter Dinge um. Die 54 gefallenen Glarner und Eidgenossen wurden in der Pfarrkirche Mollis bestattet. Auf der Gegenseite werden die Toten auf einige hundert Mann geschätzt. Am 29.11.1389 grub Abt Bilgeri von Rüti etwa 180 Gefallene aus der ungeweihten Erde vor der Letzi aus und überführte sie ins Kloster Rüti.

Die Glarner fassten ihren Sieg, errungen mit Hilfe ihres Landespatrons Fridolin, als Gottesurteil auf. Sie gedachten ihrer Gefallenen in einer Schlachtjahrzeit und errichteten schon 1389 im Sendlen eine Landeskapelle. Daraus entwickelte sich die Näfelser Fahrt, die bis heute jedes Jahr in der Regel am ersten Donnerstag im April als Totengedächtnis und Schlachtfeier mit prozessionsartiger Wallfahrt begangen wird. Die Fahrt spielte eine wichtige Rolle bei der Ausbildung des glarner. Gemeinwesens und Nationalbewusstseins.

Quellen und Literatur

  • SSRQ GL I, Nr. 48
  • A. Tschudi, Chronicon Helveticum, Tl. 6, bearb. von B. Stettler, 1986, 233-263, 285-291
  • F. Stucki, «Aus der Gesch. der Näfelser Fahrt», in Varia zur Glarner Gesch., 1983, 11-21
  • H. Stüssi et al., Fry! Fry! Das Land Glarus und die werdende Eidgenossenschaft zwischen 1351 und 1388, 1988
  • J. Davatz, «Die erste Kapelle von N. - eine Schlachtkapelle des Landes Glarus von 1389?», in JbGL 72, 1988, 53-82
  • VL 8, 696-698
  • M. Hess, Die Schlacht bei N. 1388, 2002
  • C.H. Brunner, Glarner Gesch. in Geschichten, 2004, 401-403, 549
Weblinks

Zitiervorschlag

Ernst Tremp: "Näfels, Schlacht bei", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 25.11.2016. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/008873/2016-11-25/, konsultiert am 12.04.2024.