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Escalade

Genf, belagert von savoyischen Truppen. Radierung aus dem Atelier von Franz Hogenberg, veröffentlicht 1603 in Köln (Bibliothèque de Genève).
Genf, belagert von savoyischen Truppen. Radierung aus dem Atelier von Franz Hogenberg, veröffentlicht 1603 in Köln (Bibliothèque de Genève).

Der Vertrag von Lyon (1601) war für den savoy. Hzg. Karl Emmanuel sehr ungünstig ausgefallen. Deshalb beschloss dieser, sich durch die Einnahme von Genf, das er als Untertanenstadt für sich beanspruchte, schadlos zu halten. Die Unternehmung wurde im Geheimen vorbereitet, um eine Provokation des franz. Kg. Heinrich IV. und der ref. Kantone zu vermeiden. In der Nacht vom 11. zum 12. Dez. 1602 (bzw. vom 21. zum 22. Dez. nach dem neuen Kalender) versuchten die von Charles de Simiane, Herrn von Albigny, angeführten savoy. Truppen, Genf im Handstreich einzunehmen. Die zwei- bis dreihundert Mann starke Vorhut hatte bereits die Mauer der Corraterie überwunden, als Alarm geschlagen wurde. In den folgenden Strassenkämpfen gelang es dem Soldaten Isaac Mercier, das Fallgatter des Stadttors Porte Neuve, durch welches der Hauptharst der Angreifer in die Stadt eindringen wollte, herunter zu lassen. Dies führte zum Scheitern des Handstreichs, der rund hundert Tote (unter ihnen 17 Genfer) forderte. Nachdem der Hzg. von Savoyen erst noch versucht hatte, die Herrschaft über die Stadt durch diplomat. Manöver bei den Bernern an sich zu bringen, musste er sich zu Verhandlungen bequemen. Diese führten schliesslich zum Frieden von Saint-Julien (1603), in dem die Unabhängigkeit Genfs faktisch anerkannt wurde.

Das Scheitern der E. erregte grosses Aufsehen. Die Genfer und ihre ref. Freunde sahen darin die Hand der Vorsehung. Der Vorfall, von dem das Musée d'art et d'histoire in Genf verschiedene Erinnerungsstücke zeigt, ist das bekannteste und am meisten gefeierte Ereignis der Genfer Geschichte (schon vom ersten Jahrestag an gab es religiöse und zivile Gedenkfeiern). Kurze Zeit danach wurde "Cé qu'é laino" oder das Lied der E. - die spätere Genfer Hymne - komponiert. Höhepunkte der alljährl. Erinnerungsfeier sind heutzutage ein hist. Umzug (findet seit 1919 regelmässig statt) und ein beliebter Stadtlauf (seit 1978). Als Symbolfigur der E. nimmt Mère Royaume, die die Savoyer wohl mit Wurfgegenständen empfangen hat, eine besondere Stellung ein.

Quellen und Literatur

  • D. Buyssens, C. Walker, La belle E. de 1902, Ausstellungskat. Genf, 2002
  • O. Fatio, B. Nicollier, Comprendre l'E., 2002
  • J.-D. Candaux, «L'E. de 1602 en son quatrième centenaire», in Traverse, 2004, H. 1, 119-129
Weblinks

Zitiervorschlag

HLS DHS DSS: "Escalade", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 26.11.2009, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/008905/2009-11-26/, konsultiert am 19.03.2024.