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Maria TheresiaScherer

Porträt von Maria Theresia Scherer im Album Portraits von gemeinnützig tätigen Schweizerfrauen, das anlässlich der Schweizerischen Ausstellung für Frauenarbeit Saffa von 1928 zusammengestellt wurde (Schweizerische Nationalbibliothek, Bern).
Porträt von Maria Theresia Scherer im Album Portraits von gemeinnützig tätigen Schweizerfrauen, das anlässlich der Schweizerischen Ausstellung für Frauenarbeit Saffa von 1928 zusammengestellt wurde (Schweizerische Nationalbibliothek, Bern).

31.10.1825 Meggen, 16.6.1888 Ingenbohl, katholisch, von Meggen. Tochter des Karl Josef, Landwirts, und der Anna Maria geborene Sigrist. Maria Theresia Scherer wuchs als Waise bei Verwandten in Meggen auf, wo sie die Primarschule besuchte. Eine praktische Ausbildung in Haushalt und Krankendienst erhielt sie am Bürgerspital in Luzern. 1845 trat sie in die von Pater Theodosius Florentini initiierte, 1844 gegründete Kongregation der Lehrschwestern vom Heiligen Kreuz in Menzingen ein, legte im Oktober dieses Jahres die Profess ab und wirkte anschliessend in den Schulen von Galgenen und Baar. Als Autodidaktin bestand sie 1849 vor dem Erziehungsrat in Zug die Lehramtsprüfung. Darauf unterrichtete die Lehrschwester in Näfels die Mädchen der Industrieschule und betreute die im Freulerpalast untergebrachten Armen. 1852 kam Scherer auf Bitte des inzwischen als Churer Dompfarrer wirkenden Florentini ins Spital Planaterra in Chur, ab 1853 in das dort neu erstellte, erste Kreuzspital. Ihr wurden als Frau Mutter die Krankenpflege, die Sozialdienste und die Ausbildung der Barmherzigen Schwestern übertragen.

Das rasche Wachstum der Frauengemeinschaft in Chur ebenso wie die Aufgabenlast, die Frage der Ausrichtung – das Mutterhaus in Menzingen gab der Schule den Vorrang – und Widerstände der städtischen Behörden gegen das Kloster führten 1856 zur Gründung der Kongregation der Barmherzigen Schwestern mit einem eigenen Mutterhaus in Ingenbohl, wo Scherer 1857 von der Gemeinschaft zur ersten Generaloberin gewählt wurde. Unter ihrer Leitung entwickelte sich ein vielseitiges und bis ins Ausland verzweigtes Werk der Kranken- und Altenpflege, der Fürsorge, aber auch der Lehrerinnen- und der Krankenpflegerinnenausbildung. Ihre ausgedehnten Visitationen festigten das internationale Netzwerk, zum Beispiel in Süddeutschland, Böhmen, Ober- und Niederösterreich, Tirol, Steiermark, Mähren und Ungarn, Slawonien und Dalmatien. Zeitweilig stellte Scherer auch Ordensschwestern für den Lazarettdienst der Armee zur Verfügung: 1856 im Neuenburgerhandel, 1866 im Preussisch-Österreichischen Krieg, 1871 beim Grenzübertritt der französischen Bourbakiarmee, ebenso bei Pocken- und Typhusepidemien. Nach Jahren des Sparens und der Tilgung von Schulden, die von Florentini stammten, liess Scherer 1878-1880 die neue Kirche erbauen. Obwohl sie als eigentliche Gründerin des Schwesterninstituts gilt, trat sie als Frau in einer patriarchalisch geprägten Kirche hinter den Pater zurück. 1995 wurde sie von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

Quellen und Literatur

Von der Redaktion ergänzt
  • Baumgartner, Hildburg; Ries, Markus et al. (Hg.): «Von der Not der Zeit getrieben. Maria Theresia Scherer – Theodosius Florentini. Briefe und Schriften», in: Helvetia Franciscana, 45, 2016.
  • Rutishauser, M. Clarissa: Mutter Maria Theresia Scherer. Leben und Werk, 1959.
  • Dizionario degli istituti di perfezione, Bd. 8, 1988, Spalte 1035.
  • Venzin, Renata Pia: «Ingenbohler Schwestern», in: Helvetia Sacra, VIII/2, 1998, S. 184-212, v.a. 201-204.
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Zitiervorschlag

Victor Conzemius: "Scherer, Maria Theresia", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 20.11.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/009067/2012-11-20/, konsultiert am 18.04.2024.