
19.12.1929 Sumvitg, 1.4.2020 Valens, katholisch, von Sumvitg. Sohn des Giusep Mudest Candinas, Lehrers und Bauern, und der Matilda geborene Gienal. 1960 Marguerite Georgette Zeh, Tochter des Robert Zeh aus Wihr-au-Val (Elsass), Direktors bei der Société nationale des chemins de fer français (SNCF), und der Marie-Louise geborene Petitedemange aus Fréland (Elsass). Theo Candinas besuchte das Lehrerseminar in Chur (Primarlehrerpatent 1950) und genoss anschliessend Weiterbildungen zum Sekundarlehrer in Freiburg, Paris und Perugia. 1956-1991 unterrichtete er an der Sekundar- und Töchterhandelsschule in Chur. Daneben arbeitete er als Redaktor, Übersetzer, Journalist und Kolumnist. Bereits mit 19 Jahren publizierte Candinas in seinem romanischen Idiom Sursilvan erste Gedichte; es folgten weitere Werke, darunter auch solche dramatischer und erzählender Natur. Seine Stärke lag in der satirischen (Kurz-)Prosa, in der er insbesondere die doppelbödige Moral seiner Umgebung anprangerte und mit Tabus brach, so beispielsweise in den Historias da Gion Barlac (1975), in den Historias dil parler pign (deutsch: Geschichten des kleinen Zigeuners, 1986) und in Tè-Tuà (1993, phonetisierende Schreibweise des französischen «tais-toi»). Er war Verfasser einer surselvischen Sprachlehre und in der rätoromanischen Bewegung tätig; als Förderer der Vielfalt romanischer Idiome war er gegenüber der schriftsprachlichen Vereinheitlichung, dem sogenannten Rumantsch Grischun (Rätoromanisch), kritisch eingestellt. 1964-1967 präsidierte Candinas die Uniun da scripturas e scripturs rumantschs (Rätoromanische Literatur) und 1977-1979 den Schweizerischen Schriftstellerinnen- und Schriftstellerverband. Für sein Wirken wurden ihm diverse Auszeichnungen verliehen, darunter die Anerkennungspreise der Schweizerischen Schillerstiftung (1972 und 1987) und des Kantons Graubünden (1990).