18.8.1886 Basel, 21.12.1971 Basel, reformiert, von Basel. Tochter des Emil, Prokuristen, und der Georgine geborene Fünkner. Ledig. Georgine Gerhard besuchte das Lehrerinnenseminar in Basel. Nach einem Englandaufenthalt unterrichtete sie ab 1909 an der Töchterschule Basel. Inspiriert von der britischen Frauenstimmrechtsbewegung beteiligte sie sich 1916 an der Gründung der Vereinigung für Frauenstimmrecht Basel, amtierte 1917-1922 und 1935-1941 als deren Präsidentin und sass 1918-1928 im Vorstand des Schweizerischen Verbands für Frauenstimmrecht. 1920-1933 führte sie das Sekretariat des Schweizerischen Lehrerinnenvereins, gleichzeitig wirkte sie in der Redaktion des «Jahrbuchs der Schweizerfrauen» mit. Als Mitglied der Kommission für Familienzulagen des Bundes Schweizerischer Frauenvereine und der Familienschutzkommission der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft beschäftigte sich Gerhard in der Zwischenkriegszeit auch mit Familienpolitik und verlangte, parallel zu der geforderten Lohngleichheit für beide Geschlechter, die Einführung von Familienzulagen. Gerhard gehörte ferner der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit an. Sie vertrat ein vom religiösen Sozialismus und vom Quäkertum angeregtes Christentum der Tat. 1934 gründete sie die Basler Hilfe für Emigrantenkinder, aus der das Schweizer Hilfswerk für Emigrantenkinder entstand. Gerhard setzte sich in den 1930er Jahren für eine internationale Lösung des Flüchtlingsproblems und für eine liberale Asylpolitik ein. Sie war bis 1945 in der Flüchtlingsbetreuung aktiv. 1940-1954 war sie Vizepräsidentin der Arbeitsgemeinschaft Frau und Demokratie. Für ihren Einsatz in der Flüchtlingshilfe wurde sie von der Universität Basel 1961 mit dem medizinischen Ehrendoktor ausgezeichnet.
Quellen und Literatur
- Gosteli-Stiftung, Worblaufen, Biogr. Slg.
- Basler Nachrichten, 23.12.1971
- P. Gessler, «Georgine Gerhard», in Der Reformation verpflichtet, 1979, 195-199
- A. Schmidlin, Eine andere Schweiz, 1999
- Waeber, Aurel: «Kämpferin für Gerechtigkeit, Georgine Gerhard (1886-1971)», in: Kanyar Becker, Helena (Hg.): Vergessene Frauen. Humanitäre Kinderhilfe und offizielle Flüchtlingspolitik 1917-1948, 2010, S. 76-94.
Kurzinformationen
Lebensdaten | ∗︎ 18.8.1886 ✝︎ 21.12.1971 1886-08-181971-12-21 |