28.10.1858 Sursee, 10.9.1943 Sursee, katholisch, von Sursee. Sohn des Franz Xaver (->) und der Maria geborene Leu, Tochter des Josef Leu. Bruder der Maria Paula (->) und der Theresia, Generaloberin der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Kreuz von Ingenbohl. Gymnasium in Sursee, Einsiedeln und Luzern, Universitätsstudien in Innsbruck und Löwen. In Innsbruck Priesterweihe (1884) und Promotion zum Dr. theol. (1885). Während seiner Vikariatszeit (1885-1888) in Basel (St. Clarapfarrei) setzte sich Josef Beck erstmals mit der Arbeiterfrage auseinander. 1888-1891 Professor für Moral- und Pastoraltheologie an der theologischen Lehranstalt Luzern. 1891 folgte er einer Berufung an die neu errichtete theologische Fakultät der Universität Freiburg, an der er bis 1934 hauptsächlich Pastoraltheologie, daneben auch Liturgik und Pädagogik unterrichtete. Die Professur diente Beck als wichtige Plattform seiner sozialreformerischen Tätigkeit. Im Vordergrund stand dabei die Lösung der sozialen Frage im Sinne der katholischen Soziallehre.
Becks besonderes Engagement galt der Arbeiterbewegung. Zusammen mit seinen Gesinnungsgenossen aus dem Schweizerischen Studentenverein Ernst Feigenwinter und Caspar Decurtins – bekannt als das "soziale Triumvirat" – war Beck an der Gründung und Entwicklung des VMAV (Verband der katholischen Männer- und Arbeitervereine, gegründet 1888) massgeblich beteiligt. Im Interesse der Sache überwand Beck oft parteipolitische Grenzen. So sass er etwa im Ausschuss des schweizerischen Arbeiterbundes, dessen Initiative für eine unentgeltliche Krankenpflege (1893) er tatkräftig unterstützte. Sein besonderer Einsatz galt dem nationalen und internationalen Arbeiterschutz, wie etwa dem gesetzlichen Schutz der Sonntagsruhe und der Verkürzung der Arbeitszeit. Unter seiner Federführung entstanden zwei Hauptpfeiler der neuen schweizeischen Sozialgesetzgebung: 1911 das eidgenössische Kranken- und Unfallversicherungsgesetz (KUVG), 1914 das revidierte Fabrikgesetz. Nicht weniger engagiert setzte sich Beck für die wissenschaftliche Ausbildung der katholischen Frauen ein. 1904 gründete er zusammen mit seiner Schwester Maria Paula die Akademie des Heiligen Kreuzes in Freiburg. Nach der Zulassung der Frauen zum Studium an der Universität Freiburg (1905) wurde die Akademie zum ersten katholischen Mädchengymnasium umgewandelt, dessen Leitung Beck übernahm. Als Redaktor der "Monatsschrift für Christliche Sozialreform" (1902-1906), als schreibgewandter Publizist und wortgewaltiger Redner vermochte Beck seine sozialreformerischen und politischen Ideen zu popularisieren und so den Gang der eidgenössischen Politik nachhaltig zu beeinflussen. In seinen späteren Jahren nahm Josef Beck zunehmend rechtskonservative, antiliberale Positionen ein. Nicht nur sprach er sich vehement gegen den Beitritt der Schweiz zum Völkerbund aus (1920), sondern veröffentlichte auch eine viel beachtete Kampfschrift gegen die Sozialdemokratie (1928). Der eigenwillige und temperamentvolle "Prälatenpolitiker" sprengte oft parteitaktische Fesseln und gehörte während Jahrzehnten zu den Wortführern der katholisch-konservativen Schweiz.