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Schweizerische Eidgenossenschaft

Seit 1803 offizieller Name für die politische Einheit Schweiz; französisch Confédération suisse, italienisch Confederazione svizzera, romanisch Confederaziun svizra, lateinisch Confoederatio helvetica. Die Wortkombination Schweizerische Eidgenossenschaft findet sich vereinzelt im 16. und 17. Jahrhundert, wobei die zwei vom 14. Jahrhundert an getrennt verwendeten Ausdrücke Schweiz und Eidgenossenschaft kombiniert werden. Als Oberbegriff für die Kantone sowie deren zugewandte Orte und Untertanengebiete wurde der Name im 18. Jahrhundert geläufig, war aber weder die einzige (Corpus helveticum) noch die offizielle Bezeichnung. Vermutlich trug Johannes von Müllers Werk "Der Geschichten schweizerischen Eidgenossenschaft" (5 Teile, 1786-1808) zur Popularisierung des Namens bei. Dieser kommt in der Mediationsakte nicht vor, doch beschloss die Tagsatzung am 5. Juli 1803, ein Siegel mit der Inschrift Schweizerische Eidgenossenschaft herstellen zu lassen. Ferner trug Napoleon den Titel Médiateur de la Confédération suisse. Der Bundesvertrag von 1815 hielt fest, "die XXII Cantone constituiren sich als Schweizerische Eidgenossenschaft". Die Bundesverfassungen (BV) von 1848 bzw. 1874 gingen weiter und erklärten die Schweizerische Eidgenossenschaft nicht nur zum Gegenstand der Verfassung, sondern auch zum Souverän, der sie angenommen hat. Diese Doppelbedeutung verschwand wieder in der BV von 1999, in der sich das Schweizervolk und die Kantone die Verfassung gaben. Die Entsprechungen für Schweizerische Eidgenossenschaft in den romanischen Sprachen stellen einen Anachronismus dar, da die Schweiz kein Staatenbund mehr ist. Die deutschen Begriffe Eidgenossenschaft oder Bund bezeichnen dagegen keine spezifische Staatsform. Obwohl der Name Schweizerische Eidgenossenschaft in der Geschichtsschreibung synonym für die Schweiz verwendet wird, ist er nicht wertfrei. Er impliziert ein teleologisches Geschichtsverständnis, gemäss dem sich die Schweiz organisch aus den spätmittelalterlichen Schwurbündnissen entwickelt hat, denen sich weitere Stände mit ihren je eigenen Geschichten anschlossen.

Quellen und Literatur

  • W. Oechsli, «Die Benennungen der alten Eidgenossenschaft und ihrer Glieder», in JSG 41, 1916, 51-230; 42, 1917, 87-258
  • Commentaire de la Constitution fédérale de la Confédération suisse du 29 mai 1874, hg. von J.-F. Aubert et al., 1987-1996
  • G.P. Marchal, Schweizer Gebrauchsgesch., 2006
Weblinks

Zitiervorschlag

Marco Marcacci: "Schweizerische Eidgenossenschaft", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 06.09.2012, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/009826/2012-09-06/, konsultiert am 28.03.2024.