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Carl JohannGreith

Auf dem hölzernen Schaukelpferd. Karikatur von Jakob Albrecht im humoristisch-satirischen Volksblatt Der Inspekter vom 1. Juni 1861 (Schweizerische Nationalbibliothek, Bern).
Auf dem hölzernen Schaukelpferd. Karikatur von Jakob Albrecht im humoristisch-satirischen Volksblatt Der Inspekter vom 1. Juni 1861 (Schweizerische Nationalbibliothek, Bern). […]

25.5.1807 Rapperswil (SG), 17.5.1882 St. Gallen, katholisch, von Rapperswil. Sohn des Karl Dominik, Goldschmieds und Musikdirektors in Rapperswil, und der Anna Maria geborene Büeler. Bruder des Franz Joseph (->). Nach Schulen in Rapperswil und Luzern begann Carl Johann Greith 1827 ein Theologiestudium in München und wuchs in den Kreis um Joseph von Görres und Ignaz Döllinger hinein. Es folgten 1829 Sprachstudium in Paris, der Eintritt in das Seminar Saint-Sulpice in Paris, 1831 die Priesterweihe, danach Tätigkeiten in St. Gallen als Adjunkt in der Stiftsbibliothek und als Subregens des Priesterseminars. 1834 Entlassung wegen des Eintretens gegen die Thesen reformkatholischer Kleriker. 1834-1837 in englischem Auftrag Archivstudium in Rom. 1837 Pfarrer in Mörschwil, 1839 in St. Gallen, 1837-1853 Grossrat, 1840-1843 Präsident des katholischen Erziehungsrats, 1842-1847 Pfarrrektor, 1847-1855 Direktor der Stiftsbibliothek. Nach der Schaffung des Bistums St. Gallen (1847) wurde Greith 1847 Domdekan und Offizial, 1862 zum Bischof gewählt, 1863 geweiht. 1857 Dr. h.c. theol. von Tübingen. Greith war ein Kenner der deutschen mittelalterlichen Poesie und Mystik, der Geschichte des Klosters St. Gallen, Förderer von Kunst und Musik und fruchtbarer Publizist. Von 1831 an profilierte er sich als Exponent der katholisch-konservativen Kräfte gegen radikale Kleriker, die Klosteraufhebungen und gegen Massnahmen staatskirchlich orientierter Behörden, insbesondere im Schulbereich. Realpolitische Einsicht bewies er mit dem Eintreten für die Kantonsverfassung von 1861. Mit Erfolg betrieb Greith die Eingliederung des Kantons Appenzell in seine Diözese, ohne Erfolg diejenige der Zürcher Katholiken. Am Ersten Vatikanischen Konzil 1869-1870 hielt er die Beschäftigung mit den sozialen Fragen für vordringlich. Er bestritt die Opportunität der Unfehlbarkeitslehre, verfasste aber 1873 den entsprechenden Hirtenbrief des schweizerischen Episkopats. Seine Zurückhaltung verhinderte stärkere kulturkämpferische Konflikte in seiner Diözese. Greith gilt als geistig hervorragendster Bischof der Schweiz im 19. Jahrhundert.

Quellen und Literatur

  • BiA St. Gallen
  • StiB St. Gallen
  • Gatz, Bischöfe 1803, 254-258, (mit Werkverz.)
  • A. Brunhart, «Carl Johann Greith und der Kreis um Joseph Görres 1828-1838», in Kirche, Staat und kath. Wiss. in der Neuzeit, hg. von A. Portmann-Tinguely, 1988, 299-326
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Zitiervorschlag

Arthur Brunhart: "Greith, Carl Johann", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 23.01.2007. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/009851/2007-01-23/, konsultiert am 25.04.2024.