de fr it

PlacidusSpescha

Porträt von Placidus Spescha. Öl auf Leinwand eines unbekannten Künstlers, Ende 18. Jahrhundert (Rätisches Museum, Chur).
Porträt von Placidus Spescha. Öl auf Leinwand eines unbekannten Künstlers, Ende 18. Jahrhundert (Rätisches Museum, Chur). […]

8.12.1752 Trun, 14.8.1833 Trun, katholisch, von Trun. Sohn des Peter Laurenz, Bauern, und der Anna-Maria Genelin. Elementarschule in Chur, im Vinschgau und an der Klosterschule Disentis, 1774 Eintritt in die Benediktinerabtei Disentis, ab 1776 Studium der Philosophie und Theologie im Kloster Einsiedeln, 1782 Priesterweihe. Placidus Spescha, der sich der humanistisch-barocken Geistigkeit verpflichtet fühlte und von der Aufklärung beeinflusst war, betrieb ab 1782 auf dem Hospiz Sogn Gagl am Lukmanierpass seine Forschungen: Er beschrieb die Alpenwelt, besonders das Bündner Oberland und das Gotthardgebiet, sammelte Pflanzen und Mineralien (Kristallsammlung), fertigte zahlreiche Karten, Schriften und Handrisse an und stand im Briefwechsel mit dem Alpenforscher Jakob Samuel Wyttenbach. Als Alpinist und Naturforscher gelangen ihm mehrere Erstbesteigungen (1782 Scopi, 1785 Badus, 1789 Rheinwaldhorn, 1793 Oberalpstock). Er setzte sich für soziale Werke wie das Armenasyl in Trun ein und förderte den Bergbau in der Region sowie den Tourismus (Tenigerbad). Von seiner Jugend an studierte Spescha die rätoromanische Sprache und entwickelte die Idee der «Rätoromanischen Nation», die eine einheitliche Schriftsprache anstreben sollte. Im Kriegsjahr 1799 sympathisierte er mit der französischen Seite und vermittelte wiederholt zwischen den Franzosen und der österreichisch gesinnten Abtei Disentis. Durch Kriegskontribution, Beschlagnahmungen und den Brand des Klosters verlor er seine 300 Bücher umfassende Bibliothek, viele seiner Handschriften und Kartenzeichnungen sowie seine Naturaliensammlung. Schliesslich wurde er als politische Geisel nach Innsbruck geführt. Nach seiner Rückkehr begann er 1801 ein ruheloses Leben auf verschiedenen Kaplaneiposten in der Surselva. Wiederholt legte er sich mit seinen Vorgesetzten, dem Konvent und den Gemeindebehörden an. Neben seiner Forschungstätigkeit pflegte er weiterhin Kontakte zu Landschaftsmalern, Reisenden und Naturforschern, darunter zu Johann Gottfried Ebel. Ab 1811 nannte er sich im schriftlichen Verkehr mit den Gelehrten «a Spescha». Spescha gilt als bedeutendster Aufklärer in Disentis und in der schweizerischen Benediktinerkongregation.

Quellen und Literatur

  • Beschreibung der Alpen, vorzüglich der höchsten (1823), hg. von U. Scholian Izeti, 2002, (mit Werkverz.)
  • Entdeckungsreisen am Rhein, hg. von U. Scholian Izeti, 2005, (mit Bibl. und Werkverz.)
  • KlA Disentis
  • StAGR, Nachlass
  • F. Pieth, P.K. Hager, Pater Placidus a Spescha, 1913
  • I. Müller, Pater Placidus Spescha (1752-1833), 1974
  • J. Auf der Maur et al., Pater Placidus a Spescha – "il curios pader", 1995
  • H. Hofmann, «Placidus Spescha – ein grosser Bündner», in Bündner Bauer, 2003, Nr. 3, 21-27
Weblinks
Weitere Links
e-LIR
Normdateien
GND
VIAF

Zitiervorschlag

Urban Affentranger: "Spescha, Placidus", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 08.01.2013. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/010023/2013-01-08/, konsultiert am 08.10.2024.