
um 690, 16.11.759 auf der Insel Werd bei Stein am Rhein, alemannischer Herkunft, wohl aus dem Arbongau. Ausbildung am rätischen Bischofssitz in Chur, stand im Dienste des Praeses Victor. Nach der Priesterweihe wurde Otmar einer Florinuskirche vorgesetzt, vermutlich jener von Walenstadt. Auf Bitten des Tribuns Waltram von Arbon wurde er 719 zum Vorsteher der Galluszelle an der Steinach ernannt. Mit einer Gruppe rätischer Mönche gründete er hier das Kloster St. Gallen und wurde dessen erster Abt. Die Abtei gedieh; unter Otmar sind 53 Eintritte in das Kloster sowie Schenkungen von Grundbesitz in ganz Alemannien zu verzeichnen. Otmar errichtete ein Leprosenhaus, das erste bekannte Spital im Gebiet der Schweiz. Nach der Schlacht bei Cannstatt (746) führte Otmar 747 auf Anordnung Pippins anstelle der bisher befolgten Mischregel die Benediktsregel ein. Von den besiegten Alemannen erhielt St. Gallen zahlreiche Besitzrechte und geriet dadurch in Konflikt mit den Vertretern des fränkischen Staats, den Grafen Ruthard und Warin. Mit diesen verband sich Bischof Sidonius von Konstanz gegen Otmar, der 759 gefangen gesetzt, vor Gericht gestellt und zum Hungertod in der am Überlinger See gelegenen Pfalz Bodman verurteilt, dann zu lebenslanger Haft auf der Insel Werd begnadigt wurde, wo er einsam starb.
769 begann mit der Überführung der Leiche nach St. Gallen die Rehabilitierung Otmars. 864 erfolgte die Kanonisierung durch Bischof Salomo I. von Konstanz und 867 die Umbettung der Gebeine in die zu seinen Ehren erbaute Otmarskirche. Viten verfassten der Diakon Gozbert (um 830) und Walahfrid Strabo (um 835), eine Fortsetzung der Mirakel und den Translationsbericht schrieb der Mönch Iso (vor 871). 878 wird Otmar erstmals als zweiter Klosterpatron genannt, seine Verehrung verbreitete sich zusammen mit dem Gallus-Kult über weite Gebiete der Schweiz und Deutschlands.