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HeinrichSeuse

21.3.1295/1297 in oder um Konstanz, 25.1.1366 Ulm. Heinrich Seuse nannte sich nach seiner Mutter Sus, Süs (lateinisch Suso) oder seltener Heinrich von Berg. Nach dem Noviziat und der Profess im Konstanzer Dominikanerkloster studierte Seuse ca. 1319-1322 Theologie in Konstanz oder Strassburg und ab 1323/1324 am Studium generale unter Meister Eckhart in Köln. Nach seiner Rückkehr wurde er 1326/1327 Lektor in Konstanz. Seuse verfasste 1327/1328 unter anderem zur Verteidigung Meister Eckharts das "Büchlein der Wahrheit". Seinen Ruf begründete das "Büchlein der ewigen Weisheit" (1328/1330), von dem gegen 500 Handschriften überliefert sind, und dessen erweiterte lateinische Bearbeitung "Horologium sapientiae" (ca. 1331/1334, 233 Handschriften, übersetzt in verschiedene Volkssprachen). Zwischen ca. 1329 und 1335 wurde Seuse vermutlich wegen Häresieverdachts des Amts enthoben. Ca. ab 1342/1344 war er Prior des Konstanzer Konvents. 1347/1348 wurde er, vielleicht als Folge übler Nachrede, nach Ulm versetzt. In der Konstanzer und Ulmer Zeit unternahm Seuse Pastoralreisen in die Klöster St. Katharinental, Oetenbach und Töss, ins Elsass und an den Rhein bis in die Niederlande. Er pflegte Kontakte unter anderem zu Johannes Tauler und Heinrich von Nördlingen. Die Gespräche mit seiner geistlichen Tochter Elsbeth Stagel, der Priorin des Klosters Töss, regten Seuse zur Abfassung seiner Vita an. 27 von Stagel gesammelte Briefe fanden Eingang in das "Grosse Briefbuch" und eine Auswahl ins "Briefbüchlein". Das "Exemplar" von 1362/1363 fasst die genannten deutschen Schriften sowie vier Predigten und das vielleicht nicht von Seuse verfasste "Minnebüchlein" zu einer Ausgabe letzter Hand zusammen, mit zwölf Illustrationen, die auf Seuse selbst zurückgehen. Seuse gilt mit Meister Eckhart und Tauler als bedeutendster deutscher Theologe der praktischen und spekulativen Mystik des Mittelalters mit grosser Wirkung auf die oberrheinische Gottesfreundbewegung und die Devotio moderna. 1831 Seligsprechung.

Quellen und Literatur

  • Dt. Schr., hg. von H. Bihlmeyer, 1907
  • VL 8, 1109-1129
  • K. Ruh, Die Mystik des dt. Predigerordens und ihre Grundlegung durch die Hochscholastik, 1996, 415-475
  • Heinrich-Seuse-Jb. 1-, 2008-
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Zitiervorschlag

René Wetzel: "Seuse, Heinrich", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 23.11.2011. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/010233/2011-11-23/, konsultiert am 28.03.2024.