LandeshauptmannWallis

Der Landeshauptmann ist das im 13. und 14. Jahrhundert entstandene höchste weltliche Amt der Grafschaft Wallis; französisch heisst der Landeshauptmann grand-bailli oder bailli. Das Amt ist hervorgegangen aus der Verschmelzung zweier Ämter, des Statthalters (ballivus) des Bischofs von Sitten in weltlichen Sachen und des Hauptmanns (capitaneus) der Walliser Zenden im Krieg gegen Savoyen. Daher ist im 15. Jahrhundert oft von capitaneus seu ballivus die Rede. Als erster Landeshauptmann gilt der capitaneus Allemanorum von 1388, Simon Murmann ab Wyler. Die Wahl des Landeshauptmanns erfolgte auf dem Landrat durch Bischof und Domkapitel von Sitten und die sieben Zenden des Wallis. Der Landeshauptmann amtierte vorerst ein Jahr, im 15. und 16. Jahrhundert zwei und im 17. und 18. Jahrhundert bis zu zehn und mehr Jahre. Er hatte gelegentlich Familiaren als Gehilfen und ab dem 16. Jahrhundert einen Statthalter (Vize-Landeshauptmann). Sein Zuständigkeitsbereich umfasste die Rechtssprechung (Gericht auf der Grossen Brücke von Sitten bis 1571; höchste gerichtliche Instanz zusammen mit dem Landrat), ab 1631 die Einberufung des Landrates sowie den diplomatischen Verkehr. Der Landeshauptmann trat immer weniger als weltlicher Statthalter des Bischofs auf, dafür immer mehr als Haupt der Zenden der Republik Wallis, vor allem im ersten Drittel des 17. Jahrhunderts in den Auseinandersetzungen zwischen den Zenden und Fürstbischof Hildebrand Jost. Er hiess jetzt spectabilis et magnificus dominus bzw. Seine schaubare Grossmächtigkeit (französisch Son Excellence baillivale). Das Amt ging 1798 mit dem Ancien Régime unter, entstand aber unter veränderten Bedingungen neu: 1802-1810 als Staatschef und Regierungspräsident der Republik Wallis und 1815-1839 als Präsident der Exekutive und der Legislative. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts wird der Titel "Landeshauptmann" vom Präsidenten des Walliser Grossen Rates geführt.