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Flavier

Die flavische Dynastie stellte drei römische Kaiser. Titus Flavius Vespasianus (17.11.9 n.Chr. bei Reate im Sabinum, 24.6.79 Aquae Cutiliae, heute Paterno) wurde am 1. Juli 69 zum Kaiser ausgerufen und am 21. oder 22. Dezember 69 vom Senat anerkannt. Sein Sohn Titus Flavius Vespasianus (30.12.39 [?] Rom, 13.9.81 Aquae Cutiliae) regierte ab dem 24. Juni 79. Sein Nachfolger war sein jüngerer Bruder Titus Flavius Domitianus (24.10.51 Rom, 18.9.96), der vom 14. September 81 bis zu seiner Ermordung in Rom herrschte.

Vespasian wuchs als Sohn eines Zollpächters und Bankiers aus dem Ritterstand auf. Wie sein älterer Bruder Flavius Sabinus durchlief er eine senatorische Karriere. Er war 42 n.Chr. Legionslegat in Strassburg. Etwa in dieser Zeit liess sich der Vater Vespasians in Aventicum nieder; eine Inschrift macht plausibel, dass Vespasians Sohn Titus auch im grossväterlichen Haus erzogen wurde. Vespasian hatte wahrscheinlich Beziehungen zu dem einflussreichen Caius Iulius Camillus, der wie er 43 am Britannienfeldzug des Claudius teilnahm. In der Erhebung Aventicums zur latinischen Kolonie sieht die Forschung eine Gunstbezeugung Vespasians, der sich den Helvetiern für die gegenüber Galba erwiesene Loyalität bzw. den Kampf gegen Vitellius erkenntlich zeigte, und datiert diesen Rechtsakt deshalb in dessen erste Regierungsjahre. Fest steht allerdings nur, dass diese Statuserhöhung unter den Flaviern erfolgte. Aventicum erhielt unter den Flaviern zudem eine Stadtmauer. In Augusta Raurica wurde zur selben Zeit mit dem Bau einer Mauer begonnen, die aber nicht fertig gestellt wurde, vielleicht, weil ein kaiserlicher Gönner fehlte. Die Regierungszeit Vespasians war durch die Auseinandersetzung mit den Juden (Eroberung Jerusalems durch seinen Sohn Titus 70 n.Chr.) und den sogenannten Bataveraufstand am Niederrhein geprägt, der 70 niedergeschlagen wurde. Um die Verbindungslinien zwischen Rätien und dem Oberrhein abzukürzen, liess Vespasian Cnaeus Pinarius Clemens, den Befehlshaber des obergermanischen Heeres, in den Schwarzwald vorstossen (72-74). Im Übrigen bemühte sich Vespasian besonders um die Finanzen des Reiches und zeichnete sich als Bauherr aus (u.a. Kolosseum).

Die zweijährige Herrschaft seines Sohns Titus war von Katastrophen überschattet. Im Jahre 79 kam es zum Vesuvausbruch und zu einem Grossbrand in Rom. Titus' Nachfolger Domitian unternahm 83-85 einen Feldzug gegen die germanischen Chatten in der Wetterau. Dieser Konflikt zog zur Unterstützung des Truppenaufmarsches eine rege Bautätigkeit auf dem Gebiet der römischen Schweiz nach sich (Konstruktion bzw. Renovation von Strassen und Brücken). Domitian schuf 85 die Provinzen Germania Inferior und Germania Superior, zu denen das helvetische Territorium fortan gehörte. 89 verursachte die Bekämpfung des Aufstandes des Statthalters von Obergermanien, L. Antonius Saturninus, erneut grössere Truppenbewegungen.

Quellen und Literatur

  • D. van Berchem, Les routes et l'histoire, 1982
  • W. Drack, R. Fellmann, Die Römer in der Schweiz, 1988, 55-61
  • Approches régionales du Haut-Empire romain, hg. von C. Lepelley, 1998
  • K. Christ, Gesch. der röm. Kaiserzeit, 42002
  • SPM 5, 56-59
Weblinks
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Zitiervorschlag

Urs Müller: "Flavier", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 22.12.2015. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/010320/2015-12-22/, konsultiert am 07.12.2024.