Schulen verfügten im Mittelalter über keine eigenen Gebäude. Erste Schulhäuser entstanden während der Reformation für Akademien (Genf, Lausanne) und reformierte Kollegien (Bern), während der Gegenreformation für Jesuitenkollegien (Pruntrut, Freiburg). Über regionale Grenzen hinweg dienten diese als Vorbilder für die Gebäude höherer Schulen. Die etwas vernachlässigte Grundschule wurde zumeist in einem Schulzimmers eines öffentlichen Mehrzweckgebäudes abgehalten. Über die vor dem 19. Jahrhundert erstellten Schulhäuser existiert keine umfassende Studie. Unterschieden sich die Schulhäuser lange nicht von anderen Häusern, bildete sich mit dem Ausbau des staatlichen Erziehungswesens im 19. Jahrhundert nach und nach ein erkennbarer Schulhaustyp heraus, auch wenn kantonale Unterschiede bestehen blieben.
Die Schulhäuser werden durch architektonische, bauliche, pädagogische und institutionelle Faktoren geprägt. Im Bereich der Architektur sind Gestaltung und Stil des Gebäudes sowie die Ausbildung und Wahl der Architekten ausschlaggebend. Für die Bauweise spielen Materialien und Techniken eine Rolle. Die Pädagogik nimmt durch Methoden, neue Fächer und die Anzahl Schüler pro Klasse – im 19. Jahrhundert mehr als 60, Ende des 20. Jahrhunderts ungefähr 20 Kinder – Einfluss. Der Stand des Bildungswesens und die Schulorganisation bestimmen den institutionellen Rahmen.
Zwischen 1830 und 1850 wurde die Schulstube nach und nach durch das Schulhaus abgelöst, das die Schulzimmer und die Wohnungen der Lehrer beherbergte. Kantonsarchitekten oder kantonale Behörden gaben die ersten Anweisungen zur Architektur und zur Einrichtung der mit langen Tischen und einem Pult ausgestatteten Zimmer. Die Fassade war klar gegliedert und der Eingang baulich hervorgehoben. Dieser erste Typ, der während des gesamten 19. Jahrhunderts erstellt wurde, kannte zahlreiche regionale Ausprägungen. Der Uhrturm war lange Zeit ein Merkmal der Schulhäuser
Die ersten Publikationen über Schulhäuser legten Wert auf die Einheitlichkeit der Schulhausbauten. Die Schriften, die in einer zweiten Welle ab 1860 erschienen, fokussierten auf die Schulhygiene und gaben Empfehlungen zur Gebäudehygiene und zu funktionalen Elementen ab (erhöhtes Parterre, Gebäudeausrichtung, Belüftung, Heizung, Garderobe im Korridor, Pausenplatz). Ausserdem wurde die Einrichtung der Schulzimmer genauer festgelegt (Tischbank mit zwei Plätzen, Wandtafel, Podium, Holztäfelungen).
Die ersten höheren Mädchenschulen und die Oberstufenschulen waren häufig mit Versammlungssälen, Turnhallen und Bibliotheken ausgestattet. Diese imposanten Zweckbauten zeugen von der Bedeutung der Bildung in der liberalen demokratischen Gesellschaft. Um 1900 kam der pittoreske Heimatstil auf, der nationale Einheit symbolisierte. Mit der Einführung neuer Unterrichtsformen und Unterrichtsangeboten entstanden Schulhausräume für Sport, Werken und Hauswirtschaft sowie Duschen und Mensen.
In der Zwischenkriegszeit trugen die pädagogischen Theorien der Aktiven Schule, welche die Kinder eher fördern, denn erziehen wollte, sowie die architektonischen Innovationen und der moderne Urbanismus zu einer Neudefinition der Schulhäuser bei. Die weniger monumentalen, flacheren, autonomen Einheiten für ein, zwei oder vier Klassen pro Eingang erschienen von aussen nüchtern. Sie sollten dem Kind und dem Ortsteil angepasst sein und in Beziehung zur Umwelt und der Natur stehen. Einer der vorgeschlagenen Typen war die Pavillonschule, die einen Gegensatz zum Schulpalast oder zur Schulkaserne vom Anfang des 20. Jahrhunderts bildete. Die Schulzimmer waren beinahe quadratisch mit einer zweiseitigen Beleuchtung, die Inneneinrichtung flexibler, die Stühle nicht mehr mit den Tischen verbunden und die Möbel verschiebbar. Am innovativsten war die Ausgestaltung der Kindergärten. Die Schulhygiene entwickelte sich weiter, in den Schulzimmern wurden Waschbecken installiert und in den Schulhäusern Räume zur medizinischen Versorgung eingerichtet. Als Zeichen der Modernität galten Betonkonstruktionen mit vorfabrizierten Elementen, Flachdächern, freie Stützen und Langfenstern.
Wegen des demografischen Wandels wurden nach 1960 in kurzer Zeit zahlreiche Schulhäuser in kostengünstiger Bauweise erstellt. Die 20. internationale Konferenz zur öffentlichen Bildung 1957 übernahm zum Teil Alfred Roths Thesen von 1950, welche die Planung und Standardisierung der Schulhäuser nach neuen pädagogischen Konzepten und im Gleichschritt mit dem technischen Fortschritt forderten. Die Schulhäuser bildeten nun sogenannte Schulgruppen aus mehreren Einheiten. Die Verwendung einer Tragkonstruktion und technische Neuerungen wie Zentralheizung, künstliche Beleuchtung und Belüftung befreiten den Schulhausbau von den Einschränkungen einer längsgerichteten Bauweise. Es entwickelten sich zwei Tendenzen: der Monumentalismus und die Integration. Bald gab es gleich viele Sonderzimmer, zum Beispiel für Naturwissenschaft, Gesang, Geografie, audiovisuelle Vorführungen, Informatik usw., wie Klassenzimmer. Die Sporteinrichtungen wie Turnhallen, Schwimmbäder und Aussensportanlagen genossen den gleichen Stellenwert wie das übrige Schulhaus.