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BernhardBecker

21.3.1819 Ennenda, 2.9.1879 Linthal, reformiert, von Ennenda. Sohn des Bernhard, Webers, Händlers und Fabrikanten, und der Katharina geborene Becker. 1849 Elsbeth Zweifel, Tochter des Andreas, Dachdeckers. 1835-1837 Kantonsschule Chur. Kolorist. 1843-1846 Theologiestudium in Basel, in Heidelberg Studium der Philosophie, Alten Sprachen und Geschichte, Dr. phil. 1848. Im selben Jahr reiste Bernhard Becker über Frankfurt und London nach Paris, wo er die Julirevolution miterlebte. Becker war zugleich Seelsorger, Schulpolitiker, Volksdichter und Sozialreformer: Er wirkte 1848-1879 als Pfarrer in Linthal, war 1863-1879 Mitglied des Kantonsschulrats und 1861-1878 Korrespondent der "Basler Nachrichten". In Wort und Schrift wies Becker auf die schädlichen Auswirkungen der Industrialisierung hin, so auf die Gesundheit und Leben gefährdenden Arbeitsbedingungen, die frühen Heiraten und die Lockerung der Familienbande, den Sittenverfall sowie die Abhängigkeit der Arbeiter vom Unternehmer. Er appellierte an die Menschlichkeit der Arbeitgeber, verlangte aber auch staatliche Eingriffe. Becker gilt als eigentlicher Wegbereiter der für ihre Zeit fortschrittlichen Glarner Fabrik- und Sozialgesetzgebung. In seinen sozialreformerischen Schriften und Predigten setzte er sich vor allem für ein generelles Arbeitsverbot für Kinder, die Beschränkung der Arbeitszeit, die Untersagung der Sonntagsarbeit, die Verbesserung der Arbeitsverhältnisse in den Fabriken sowie für eine bessere Ernährung und Hygiene der Fabrikarbeiter ein. Spätere Werke handeln vom Verhältnis der Kirche zur Arbeiterfrage.

Quellen und Literatur

  • Ein Wort über die Fabrikindustrie, 1858, (Neudr. 1990 von H.-U. Schiedt, mit Einführung und Werkverz.)
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Zitiervorschlag

Veronika Feller-Vest: "Becker, Bernhard", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 02.07.2002. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/010530/2002-07-02/, konsultiert am 28.03.2024.