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JohannTravers

1483 Zuoz, 22.8.1563 Zuoz, von Zuoz. Sohn des Jacob. Anna Planta, Tochter des Thomas. Seine humanistische und juristische Bildung erwarb Johann Travers an deutschen Universitäten (u.a. Leipzig, 1503) und in Siebenbürgen. Als Führer eines Oberengadiner Fähnleins nahm er 1515 an der Schlacht von Marignano teil. 1517 zum Landeshauptmann des Veltlins ernannt, erhielt Travers 1519 mit seinem Vetter Simon von Kaiser Maximilian I. den Adelsbrief. In seine zweite Amtszeit als Landeshauptmann des Veltlins 1523-1525 fiel der Erste Müsserkrieg (1525-1526), in dem sich Travers wie im Zweiten Müsserkrieg (1531-1532) als Befehlshaber der Bündner und Veltliner bewährte. Als Landammann des Oberengadins – ein Amt, das er dreizehnmal versah – trug Travers wesentlich zum Erstarken des Freistaats der Drei Bünde (Ilanzerartikel 1524) und zur Territorialteilung der Oberengadiner Markgenossenschaft in einzelne Nachbarschaften (1539-1542) bei. Wiederholt vertrat er den bündnerischen Freistaat an der eidgenössischen Tagsatzung und an ausländischen Höfen.

Der an religiösen Fragen lebhaft interessierte, von der Devotio moderna beeinflusste Travers nahm 1537 als Abgeordneter von Zuoz an der Disputation von Susch teil, wo er als Verfechter religiöser Toleranz in Erscheinung trat. Mit der Unterbrechung des Konzils von Trient (1552) zerschlug sich seine Hoffnung auf die Überwindung der Kirchenspaltung. Sein Übertritt zur Reformation im gleichen Jahr initiiert den Beginn der zweiten Reformationsepoche in Graubünden und den Abfall des Oberengadins vom alten Glauben. Auf sein Verlangen hin wurde der Prediger Philipp Gallicius nach Zuoz gerufen, welcher der neuen Lehre zum Durchbruch verhalf. Mit Erlaubnis der Synode bestieg Travers als über 70-Jähriger in Zuoz selbst die Kanzel. Später widersetzte er sich erfolgreich der von Prädikanten betriebenen Aufhebung des Bistums Chur, was von seinen reformierten Freunden und auch später kaum verstanden wurde. Für Travers, der früher Hofmeister und Kanzler von Bischof Paul Ziegler gewesen war, repräsentierte das Hochstift die institutionelle Ordnung, für die er sich zeitlebens eingesetzt hatte. Die Aufhebung wäre nach seiner Überzeugung nur einzelnen Familien zugute gekommen und hätte den Fortbestand des Freistaats der Drei Bünde gefährdet.

Travers stand mit zahlreichen schweizerischen Gelehrten in regem Briefkontakt und war mit seinem Freund Heinrich Bullinger 1539 massgeblich an der Gründung der Lateinschule im aufgehobenen Nicolaikloster in Chur beteiligt. Seinen heutigen Bekanntheitsgrad verdankt Travers vor allem seinem literarischen Schaffen: Er gilt als Schöpfer der Oberengadiner und der rätoromanischen Schriftsprache. Die Beschreibung seiner Gefangenschaft auf Schloss Musso (Erster Müsserkrieg) in Form einer Reimchronik in 700 Versen ist der früheste Beleg rätoromanischer Literatur («Chanzun da la guerra dalg Chiastè d'Müs» 1527). Von grosser Wirkung waren seine biblischen Dramen, die ersten in Graubünden aufgeführten Werke in rätoromanischer Sprache (ab 1534).

Quellen und Literatur

  • Bedeutende Bündner aus fünf Jahrhunderten 1, 1970, 43-61
  • R. Bezzola, Litteratura dals rumauntschs e ladins, 1979
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Zitiervorschlag

Constant Wieser: "Travers, Johann", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 07.01.2014. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/010878/2014-01-07/, konsultiert am 29.03.2024.