17.11.1887 Bern, 23.3.1964 Bern, reformiert, von Merishausen. Sohn des Martin, Stadtmissionars. 1916 Lydia Howald, Tochter des Seminarlehrers Johann. Nach der Ausbildung zum Primarlehrer am evangelischen Seminar Muristalden in Bern unterrichtete Martin Werner in Heimenschwand und bereitete sich gleichzeitig auf die Maturität vor. 1910 begann er das Theologiestudium in Bern. Ein Auslandsemester führte ihn nach Tübingen. 1916 wurde er reformierter Pfarrer in Krauchthal. 1921 erwarb er das Lizentiat, 1922 habilitierte er und wurde Privatdozent für Neues Testament. 1927 wählte ihn der Berner Regierungsrat zum ordentlichen Professor für systematische Theologie sowie für Geschichte der Philosophie an der Universität Bern. Schon früh suchte Werner das interdiszplinäre Gespräch, besonders mit Naturwissenschaftern und Philosophen. Im Bildungswesen war er aktiv als Förderer der Volkshochschule und als Mitbegründer einer Bildungsstätte für soziale Arbeit. Jahrelang war er Präsident einer Fürsorgestelle für Alkoholkranke. Werner gilt als markantester schweizerischer Vertreter liberaler Theologie seiner Zeit. Er unternahm es, Albert Schweitzers "konsequent-eschatologische" Betrachtungsweise des Neuen Testaments auf die Geschichte des Christentums auszudehnen und die Entstehung und Entfaltung der Glaubenslehre als Versuch zur Bewältigung des Problems der ausgebliebenen Wiederkunft Christi zu erklären. Im Zug einer "Enteschatologisierung" der endzeitlich geprägten Botschaft Jesu deutet Werner die urchristliche Spannung zwischen vergehender Welt und künftiger Herrlichkeit als existenziell zu erfahrende Verflechtung von Sinnwidrigem und Sinnvollem; die im Aushalten dieser Spannung freigesetzten ethischen Energien ermöglichen dem Glaubenden sinnerfüllte Existenz in einer widersprüchlichen Welt. 1945 Dr. h.c. der Universität Chicago.
Quellen und Literatur
Kurzinformationen
Lebensdaten | ∗︎ 17.11.1887 ✝︎ 23.3.1964 1887-11-171964-03-23 |
Systematik
Religion (Protestantismus) |