
24.6.1519 Vézelay (Burgund), 13.10.1605 Genf. Sohn des Edlen Pierre, Bailli von Vézelay, und der Marie Bourdelot. 1) 1548 Claudine Denosse, Waise ohne Vermögen, aus einer Pariser Händler- und Bürgerfamilie, 2) 1588 Catherine del Piano, von Asti, Glaubensflüchtige, Witwe des Genuesers Francesco Taruffo. Theodor Beza wurde im Alter von zehn Jahren in die Obhut des Humanisten Melchior Volmar gegeben, welcher ihn in den geisteswissenschaftlichen Fächern unterwies und einen entscheidenden Einfluss auf seinem Weg zur Reformation ausübte. Nach Abschluss seiner juristischen Studien in Orléans mit der Promotion 1539 führte Beza in Paris das Leben eines jungen und begüterten homme des lettres. Dies bezeugten auch seine berühmten "Poemata", die 1548 bei Badius (Josse Bade) herauskamen; später hielt man ihm diese Schrift wegen einigen Ovid nachempfundenen frivolen Passagen vor. Nach einer geistigen Krise im Gefolge einer Pesterkrankung fasste Beza 1548 den Beschluss, den reformierten Glauben anzunehmen, was ihm eine Verurteilung durch das Parlament von Paris eintrug und zum Verlust eines Teils seiner Güter führte. Da ihm weiter auferlegt worden war, Frankreich zu verlassen, liess er sich zunächst in Lausanne nieder und lehrte ab 1549 Griechisch an der neu geschaffenen Akademie, deren Rektor er 1552-1554 war. Seine bedeutende Persönlichkeit liess ihn bald zum einflussreichsten Schüler Calvins werden. Wegen des Verhältnisses zwischen Kirche und Staat in Opposition zur Berner Obrigkeit trat er im Sommer 1558 zurück und schloss sich Calvin in Genf an, wo er für fast fünfzig Jahre eine massgebliche Rolle spielen sollte.
Vielseitigkeit war zweifellos der augenfälligste Aspekt seines Wirkens. Beza gab die Schriftstellerei nie ganz auf, sei es auf Französisch oder Latein. Sein "Abraham Sacrifiant" (1550) ist für die Geschichte des französischen Theaters nicht zu vernachlässigen, und auch seine Übersetzungen der Psalmen ins Lateinische fanden grossen Anklang. Auf theologischem Gebiet verteidigte er in unverbrüchlicher Treue die Gedanken Calvins. Seine "Confession de la foy chrestienne" (1559), mit der er seinem Vater darzulegen suchte, dass er weder Ketzer noch gottlos sei, stiess europaweit auf Widerhall. In seiner "Tabula Praedestinationis" (1555) und 27 Jahre später in "De praedestinationis doctrina" (1582) entwickelte er das Theoriegebäude der Prädestinationslehre. Unermüdlich focht er den Streit mit den deutschen Lutheranern aus, um die reformierte Abendmahlslehre zu verteidigen. Es gelang ihm, gegen Thomas Erastus das Prinzip der von der Kirche (und nicht durch die Obrigkeit) ausgeübten Zucht aufrechtzuerhalten, ohne sich allerdings deswegen mit den Zürchern zu überwerfen. Sein herausragendstes Werk sind jedoch seine Annotationen zum Neuen Testament (Ausgaben von 1558, 1565, 1582, 1598, zahlreiche Neuauflagen nach seinem Tod): Während über 40 Jahren immer wieder neu überarbeitet, stehen seine Bibelkommentare am Ursprung der reformierten Dogmatik des 17. Jahrhunderts. Sein starker Einfluss als führende Gestalt der Reformation wurde durch die Lehrtätigkeit an der Genfer Akademie unterstützt, wo er bedeutende Professoren (François Hotman, Lambert Daneau) anzog.
Sein Lebensweg führte ihn auch auf das diplomatische Parkett. Zwischen 1557 und 1558 wurde er dreimal von Calvin nach Deutschland entsandt, so namentlich im September und Oktober 1557 auf den Reichstag zu Worms, um eine Annäherung zu den Lutheranern zu versuchen. In der Folgezeit pflegte er die Verbindung zu all jenen in Deutschland, welche der Reformation calvinistischer Prägung mit einer gewissen Sympathie begegneten. Insbesondere aber war er der Sprecher der französischen Hugenotten auf dem Kolloquium von Poissy (1561), in einer Phase, als die Reformation in Frankreich die Oberhand zu gewinnen schien. Von da an auf vertraulichem Fusse mit den bedeutendsten protestantischen Landesherren, wuchs er bei ihnen in die Rolle eines informellen Beraters hinein, welche er etwa bei Jeanne d'Albret, den Fürsten Louis und Henri de Condé wie auch bei Heinrich von Navarra während der ganzen Religionskriege ausübte. So wahrte er den Einfluss Genfs auf die Hugenotten, wobei er den kongregationalistischen Bestrebungen einiger von ihnen entgegentrat. Er leitete mehrere Synoden, so auch jene von La Rochelle (1571), welche das gleichnamige Glaubensbekenntnis mit dem für die französische reformierte Kirche massgeblichen Text verkündete. Die Ereignisse der Bartholomäusnacht liessen ihn alles Vertrauen in die französische Monarchie verlieren, ob sie nun für das Gemetzel verantwortlich oder ob sie wider Willen hineingezogen worden war. Darauf veröffentlichte er anonym sein berühmtes "Droit des Magistrats" (1574), wo er den niederen Beamten das Recht einräumte, der Tyrannei nötigenfalls bewaffneten Widerstand zu leisten.
Beza spielte eine gewichtige Rolle in der Stadt Genf. Durch seine unerschütterliche Verbundenheit mit dem Zürcher Heinrich Bullinger, dem er seine Konversion verdankte, wie auch durch sein unbedingtes Einstehen für das Zweite Helvetische Bekenntnis von 1566 (ein sehr enges geistiges Band zwischen Calvinisten und Zwinglianern), trug er dazu bei, die Bindungen der Stadt zu den reformierten Orten der Eidgenossenschaft aufrechtzuerhalten. Dank seines fortgesetzten regelmässigen Predigens und Lehrens, seines Engagements bei der Aufnahme der Glaubensflüchtlinge wie bei der Durchsetzung kirchlicher Vorschriften blieb er auch im fortgeschrittenen Alter eine zentrale Gestalt im Genfer Leben.