
24.11.1663 Neuenburg, 14.4.1747 Neuenburg, reformiert, von Neuenburg. Sohn des Jean-Rodolphe, Pfarrers, und der Barbe Brun. 1684 Salomé Chambrier, Tochter des Rodolphe, Staatsrats und Säckelmeisters. 1676-1677 Sprachaufenthalt in Zürich, 1678-1680 Studium der Philosophie und Theologie an der Akademie Saumur, Aufenthalte in Paris und Orléans, 1682 Immatrikulation in Theologie an der Akademie Genf, Vorlesungen bei Louis Tronchin. 1683 Ordination in Neuenburg, Vikar, ab 1686 Diakon, 1699-1747 Pfarrer, 1700-1739 dreizehnmal Dekan des Pfarrkapitels. Der sogenannte Grosse Ostervald spielte in der Neuenburger Kirche der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine zentrale Rolle. Er war treibende Kraft bei einer Vielzahl von Reformen, die den Katechismus, die Liturgie, die Pfarrerausbildung und die Ausübung der Seelsorge betrafen. Jean-Frédéric Ostervald kritisierte die reformierte Orthodoxie, der er unter anderem vorwarf, eine zu abstrakte, von den moralischen Fragen zu weit entfernte Theologie zu betreiben und ein Kirchenleben zu pflegen, das der echten Frömmigkeit wenig förderlich war. Daher lag er mit den Berner und Zürcher Theologen mehrfach im Streit. Der Genfer Jean-Alphonse Turrettini und der Basler Samuel Werenfels, mit denen er den Glauben an eine Wiedervereinigung der Reformierten teilte, unterstützten und ermutigten Ostervald hingegen. Von den Zeitgenossen wurden sie daher auch das helvetische Triumvirat genannt. Ostervalds Werke waren auch im Ausland erfolgreich. Die noch heute bekannte Ostervald-Bibel ist eine 1744 entstandene Überarbeitung der Bibelübersetzung der Genfer Pfarrer von 1724. Ab 1701 war er korrespondierendes Mitglied der Society for Promoting Christian Knowledge und der Society for the Propagation of the Gospel in Foreign Parts. Als Erneuerer der lokalen Kirche gilt Ostervald nach Guillaume Farel als "zweiter Reformator Neuenburgs".