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Theosophie

Der Begriff Theosophie kommt vom griechischen theosophia (göttliche Weisheit) und bezeichnet eine durch das Praktizieren einer spirituellen Disziplin erworbene mystische Kenntnis des Göttlichen. Die an die neuplatonische Schule von Alexandria anknüpfende Theosophische Gesellschaft wurde 1875 von Helena Petrowna Blavatsky, Henry Steel Olcott und William Quan Judge in New York ins Leben gerufen und hat ihren Sitz heute in Adyar (Madras, Indien). Ihre Gründer verstanden die Theosophie als den Weltreligionen übergeordnete und ausserhalb von deren Strukturen stehende Lehre (Religionen). Die Gesellschaft verfolgt drei Ziele, nämlich die Bildung eines Kerns der allumfassenden Bruderschaft der Menschheit, die Förderung des vergleichenden Studiums von Religionen, Philosophien und Wissenschaften und die Erforschung ungeklärter Naturgesetze sowie der latenten psychischen Kräfte im Menschen (Esoterik). Sie lässt ihren Mitgliedern völlige Freiheit und auferlegt ihnen kein Dogma. In der Schweiz entstanden ab 1901 erste Logen in Genf, die Frankreich angegliedert waren. Die Schweizer Sektion der Theosophischen Gesellschaft wurde 1910 gegründet. Sie zählte, verteilt auf sieben Sektionen mit einem administrativen Zentrum in Genf, ursprünglich 61 Mitglieder; als sie 1930 den zehnten europäischen Kongress organisierte, waren es 260, nach dem vierten Weltkongress in Genf 1936 315 Personen und 1967 205, die aus Genf, Lausanne, Basel, Zürich, Biel, La Chaux-de-Fonds und Locarno stammten. 1999 gehörten ihr zwischen 80 und 100 Personen aus fünf Genfer Logen an. 2011 zählte das Genfer Zentrum rund 30 Mitglieder aus drei Logen. In Ascona bezifferte ein 2009 eröffnetes Zentrum seine Mitgliederzahl auf rund zwanzig Personen. 1902 wurde in der Deutschschweiz die Theosophische Gesellschaft Basel gegründet. Sie umfasste 132 Mitglieder, die sich auf die deutschsprachigen Sektionen in Basel, St. Gallen, Lugano, Bern, Zürich und Neuenburg verteilten. Unter dem Einfluss Rudolf Steiners entstand aus dieser Gesellschaft, die keine Beziehungen zu jener von Genf hatte, 1920 die Anthroposophische Gesellschaft der Schweiz (Anthroposophie).

Quellen und Literatur

  • Archives de la section suisse de la Société théosophique, Genf
  • M. Bohrer, La théosophie au XXe siècle, 1948 (Neuaufl. 1982)
  • C. Vidal-Graf, La théosophie à Genève au début du XXe siècle, Liz. Genf, 1992
  • «Les postérités de la théosophie», in Politica Hermetica 7, 1993, 6-124
  • R. Schmidt, Rudolf Steiner und die Anfänge der Theosophie, 2010
Weblinks

Zitiervorschlag

Fabrizio Frigerio: "Theosophie", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 22.08.2012, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/011398/2012-08-22/, konsultiert am 29.03.2024.