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Mormonen

Als M. werden Glaubensgemeinden bezeichnet, deren Grundlage das vom Amerikaner Joseph Smith (1805-44) vorgelegte "Buch Mormon" (1830) mit seiner Vorstellung einer Auswanderung israelit. Stämme nach Amerika und der Erwartung der Wiederkunft Christi daselbst bildet. Die bedeutendste mormon. Gemeinschaft ist die weltweit tätige Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Prägend ist ein starkes Missionsverständnis gegenüber Lebenden (Missionsdienst) und Toten (Sakramentsvollzüge an Verstorbenen); aus Letzterem entwickelte sich eine intensive genealog. Forschung, die auch in der Verfilmung und Weitergabe von Kirchenbüchern mündete (Genealogie). Der politisch und juristisch geführte Widerstand gegen die M. beruhte teils auf Unkenntnis, teils auf der Kritik an Lehre und Lebensführung, v.a. aber auf der Ablehnung der seit 1890 offiziell nicht mehr praktizierten Lehre der Vielehe. Die Mission in der Schweiz begann 1850 von Genf aus. 1860 zählten die M. 657 Mitglieder, 1899 waren es 1'078 Personen, 2007 ca. 8'000, verteilt auf 40 Gem. in allen Landesteilen. Viele Mormonen wanderten auch nach Amerika aus. 1869 erschien in Zürich erstmals das deutschsprachige Organ "Der Stern" (seit 2000 umbenannt in "Liahona"). In Zollikofen wurde 1955 der erste europ. Tempel der M. eingeweiht (1990-92 Umbau und Neuweihe). Dialogwille, Korrektheit und die Olymp. Spiele von 2002 in der Mormonenstadt Salt Lake City (Utah) halfen die alten Spannungen abbauen.

Quellen und Literatur

  • Kirchen, Sekten, Religionen, hg. von G. Schmid, G.O. Schmid, 72003
  • C. Gräub, Chronik der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage in der Schweiz, 1850-2003, 22003
Weblinks

Zitiervorschlag

Marc van Wijnkoop Lüthi: "Mormonen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 27.08.2009. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/011441/2009-08-27/, konsultiert am 28.03.2024.