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Johann JakobBachofen

22.12.1815 Basel, 25.11.1887 Basel, reformiert, von Basel. Sohn des Seidenbandfabrikanten Johann Jakob und der Valerie Merian. 1865 Louise-Elisabeth Burckhardt. Rechtsstudium in Basel, Berlin und Göttingen, 1837 Dr. iur. 1839-1840 Reisen nach Paris und London. 1841 ordentlicher Professor für römisches Recht an der Universität Basel, zahlreiche Reisen nach Griechenland und Italien, ab 1842 Richter am Basler Kriminalgericht, 1844 Wahl in den Grossen Rat (1845 Rücktritt), 1844 Verzicht auf die Professur, danach Privatgelehrter. In seiner Antrittsrede «Das Naturrecht und das geschichtliche Recht in ihren Gegensätzen» bekannte sich Johann Jakob Bachofen als Anhänger der Historischen Rechtsschule Friedrich Carl von Savignys, dessen Schüler Bachofen in Berlin gewesen war. Er forderte die klare Scheidung zwischen historischer Forschung und zeitgenössischer Dogmatik und begründete damit den besonderen schweizerischen Weg der römischen Rechtslehre. Er erwarb sich grosse Verdienste um die Universität Basel, indem er die Berufung von jungen deutschen Romanisten förderte. Zusammen mit Franz Dorotheus Gerlach verfasste er die Torso gebliebene Geschichte der Römer (1850-1851), in der er zur später herrschenden rationalistischen kritischen Schule eines Theodor Mommsen in Gegensatz geriet. Mit seinem Ansatz, die Quellen in ihren religiösen und soziologischen Kontext zu stellen, versuchte Bachofen den Unsterblichkeitsglauben der antiken Religionen und dessen symbolischen Ausdruck auf den Grabdenkmälern verstehen zu lernen. Damit legte Bachofen die Grundlagen für die Mythen-, Symbol- und Religionsforschung und wurde zu einem bahnbrechenden Altertumsforscher. Diesen Ruf begründete er unter anderem mit «Das Mutterrecht» (1861), als dessen Entdecker er gilt. Darin vertrat Bachofen die These, dass am Anfang aller frühen Kulturen das Matriarchat gestanden haben muss. Seine Zeitgenossen lehnten seine Lehren ab; als Wissenschaftler blieb Bachofen zeitlebens isoliert. 1920 wurde er von Alfred Schuler und Ludwig Klages wiederentdeckt. Weitere Impulse lieferte Karl Meulis Edition seiner Werke. Die Popularisierung von Bachofens Thesen im Zuge des Feminismus führte zu einer weltweiten Bachofen-Forschung, die auch seine, zum Teil bereits 1925 rezipierte Deutung der antiken Mythologie und Symbolik umfasst.

Quellen und Literatur

  • GW, 10 Bde., 1943-67
  • UBB, Nachlass
  • Johann Jakob Bachofen: die Primär- und Sekundärliteratur, hg. von H.-J. Hildebrandt, 1988
  • B. Müllenbuch, «Johann Jakob Bachofen als Rechtshistoriker», in ZRG GA 105, 1988, 17-98
  • U. Wesel, Der Mythos vom Matriarchat, 19947
Weblinks
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Kurzinformationen
Familiäre Zugehörigkeit
Lebensdaten ∗︎ 22.12.1815 ✝︎ 25.11.1887

Zitiervorschlag

Theodor Bühler: "Bachofen, Johann Jakob", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 27.11.2002. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/011480/2002-11-27/, konsultiert am 28.03.2024.