Der Begriff Reklusen (Inklusen, Klausner) bezeichnet Männer oder Frauen, die sich für bestimmte Zeit oder auf Lebenszeit in eine an Kirchen, Stadtmauern oder Brücken angelehnte Klause einschliessen oder einmauern liessen, um sich ganz dem religiösen Leben zu widmen. Diese strenge christliche Askese bildete eine Sonderform des Eremitentums (Eremiten), benötigte aber im Unterschied zu den Waldbrüdern und Waldschwestern die Nähe von Siedlungen. Reklusen lebten oft in der Umgebung von Klöstern und wurden von diesen versorgt und geistlich betreut. Mit der Aussenwelt waren sie nur durch ein Fenster verbunden. Manche Reklusen waren als Ratgeber gefragt oder sollen über seherische Fähigkeiten verfügt haben; einige werden als Heilige verehrt. Reklusen sind von der Frühzeit des Mönchtums bis ins 17. Jahrhundert belegt. Ab dem Konzil von Frankfurt 794 unterstand das Reklusentum der Autorität des Ortsbischofs, der als Einziger von dem vor ihm abgelegten Gelübde entbinden konnte (später der Papst). Im Spätmittelalter wurde das Reklusentum allmählich in eine offenere, gemeinschaftliche Lebensweise überführt und verlor an Bedeutung zugunsten der religiösen Laienbewegung der Beginen und Begarden, deren Gemeinschaften oft aus Inklusorien hervorgingen. Terminologisch unscharf werden gelegentlich auch Gemeinschaften ohne solche Wurzeln als Klausen bzw. ihre Angehörigen als Klausner(innen) bezeichnet.
Das Reklusentum hat wenige schriftliche Zeugnisse hinterlassen. Am Grab der heiligen Verena (4. Jh.) in Zurzach, die selbst die letzten Lebensjahre in einer Klause verbracht haben soll, liessen sich zahlreiche Reklusen nieder. Im Umkreis des Klosters St. Gallen sind der Abt Hartmut (ab 883), der Ire Eusebius (auf dem Viktorsberg in Vorarlberg, 884), die heilige Wiborada (926) und Hartker (1011) als Reklusen belegt, beim Kloster Rheinau der heilige Fintan (ab 859). Beim Kloster Fischingen lebte angeblich die heilige Idda von Toggenburg (12./13. Jh.) als Klausnerin. Inklusorien sind im Spätmittelalter an der Kirche Appenzell, in Avenches, in und um Basel, in Freiburg, Konstanz, Lausanne, Luzern, Murten, Orbe, Payerne, Rothenburg, St. Silvester, Sitten, Thun, Vevey und Yverdon nachgewiesen.