de fr it

WislikofenPropstei

Das Benediktinerkloster Wislikofen in der politischen Gemeinde Zurzach geht auf eine Schenkung der Herren von Waldhausen zurück. Sie vermachten 1113 Dorf und cella Wislikofen dem Kloster St. Blasien im Schwarzwald, das eine kleine Propstei errichten liess. Zum Stiftungsgut gehörten 1138 Güter in Böbikon, Lengnau (AG), Schneisingen, Mettendorf, Siglistorf, Mellstorf, Rümikon und Mellikon sowie alle Einkünfte aus dem Stiftungsgut, die bislang der Kirche von Schneisingen zugeflossen waren. Wislikofen besass ferner das Tauf- und Begräbnisrecht und die Exemtion von der Jurisdiktion des Bischofs von Konstanz. 1241 kam die Kapelle in Böbikon dazu. Die Einkünfte reichten nicht für den Unterhalt eines Priestermönchs aus. Deshalb scheint Wislikofen bis ins 14. Jahrhundert unter der Verwaltung des jeweiligen sankt-blasianischen Propsts im Klingnauer- oder Zürcheramt gestanden zu haben. Ein Propst von Wislikofen wird erstmals 1380 erwähnt. Vergabungen verbesserten die wirtschaftliche Lage der Propstei. 1446 besass Wislikofen sechs fallpflichtige Meierhöfe. Höchstens in der Frühzeit verfügte es über einen grösseren Konvent und ein geregeltes Klosterleben. Später war es eher Verwaltungsstelle des zu Wislikofen gehörigen sankt-blasianischen Besitzes, der gleichzeitig die Pastoration in Wislikofen und Böbikon übertragen war. Unter Propst Stephan Rotblez wurde die Propstei neu aufgebaut und 1583 unter Burkart von Reischach erweitert. Ein letzter Ausbau ermöglichte ab 1695 die Aufnahme einer grösseren Zahl von Bewohnern. 1748-1750 misslang der Versuch, Rümikon der Pfarrei Wislikofen zu inkorporieren. 1753-1754 wehrte sich die Propstei unter Berufung auf ihre Exemtion erfolgreich gegen die Unterstellung unter die bischöfliche Visitation. Im Zug der Helvetischen Revolution wurde Wislikofen 1799 unter staatliche Verwaltung gestellt, erhielt aber 1800 das Selbstverwaltungsrecht zurück, bis es ihm 1807 erneut entzogen wurde. Nach dieser endgültigen Aufhebung erhielt die katholische Pfarrei Wislikofen die Kirche zur freien Nutzung, während die Propstei 1812 verkauft wurde. Die Gebäude erfuhren 1973-1976 eine Renovation und beherbergen seither ein Bildungszentrum der römisch-katholischen Landeskirche des Kantons Aargau.

Quellen und Literatur

  • Fischer, Martin Eduard: «Wislikofen AG», in: Helvetia Sacra, III/1, 1986, S. 1640-1660.
Weblinks
Normdateien
GND
VIAF

Zitiervorschlag

Martin Eduard Fischer: "Wislikofen (Propstei)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 29.11.2022. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/011603/2022-11-29/, konsultiert am 18.04.2024.