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St. Andreas

Benediktinerinnenkloster, ursprünglich in Engelberg, seit 1615 in Sarnen OW, bis 1814 Diözese Konstanz, 1814-1819 apostolische Administratur, seit 1819 Bistum Chur.

Spätestens unter Abt Frowin im 12. Jahrhundert bestand in Engelberg neben dem Männerkloster eine Frauengemeinschaft. Die Gesamtleitung lag beim Abt, eine Magistra stand dem Frauenkonvent vor. Nach dem Brand von 1199 erhielten die Klosterfrauen eine eigene Kirche zu Ehren des Apostels Andreas. Die Zahl der Nonnen überstieg diejenige der Mönche um das Doppelte bis Dreifache (um 1200 80 Frauen und 40 Männer). 1353 wurde die Zahl auf maximal 100 Frauen beschränkt, da ihre Versorgung für das Kloster schwierig wurde. Die Reputation des Doppelklosters reichte weit über die Innerschweiz hinaus. Agnes von Ungarn, die 1325 in Engelberg weilte, und ihre Mutter, Königin Elisabeth von Habsburg, gehörten zu den bedeutendsten Wohltäterinnen des Klosters (Seelgerätstiftungen, textile Vergabungen, sogenannter Agnes-Mantel). Im 14. Jahrhundert war St. Andreas ein geistliches Zentrum der mystischen Bewegung und der Volksfrömmigkeit in der Innerschweiz. Engelberger Klosterfrauen wurden zur Wiederbelebung des benediktinischen Klosterlebens 1549 nach Münsterlingen und 1576 nach Fahr geschickt. Infolge der Reformbeschlüsse des Konzils von Trient wurde das Doppelkloster 1615 aufgelöst und das Frauenkloster nach Sarnen verlegt. Das Sarner Jesuskind war bereits in Engelberg nachweislich verehrt worden und entwickelte sich am neuen Ort zu einem beliebten Wallfahrtsziel. Seit 1617 führt die Vorsteherin von St. Andreas den Titel einer Äbtissin. 1817-1980 leitete St. Andreas die Mädchenprimarschule in Sarnen. 1882 erfolgte die Gründung der Tochterniederlassung St. Gertrud in Cottonwood (Idaho, USA). Seit 1938 engagiert sich St. Andreas in Otélé (Kamerun), was 1961 zur Gründung des Priorats Saint-Benoît führte (1967 nach Babété-Mbouda verlegt).

Quellen und Literatur

  • Kdm Unterwalden, 19712, 647-697
  • HS III/1, 1733-1759
  • Bewegung in der Beständigkeit, hg. von R. De Kegel, 2000
  • R. De Kegel, «"Monasterium, quod duplices [...] habet conventus". Einblicke in das Doppelkloster Engelberg 1120-1615», in Nonnen, Kanonissen und Mystikerinnen, hg. von E. Schlotheuber et al., 2008, 181-201

Zitiervorschlag

Rolf De Kegel: "St. Andreas", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 11.01.2011. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/011605/2011-01-11/, konsultiert am 29.03.2024.