8.2.1908 Kreuzlingen, 28.4.1987 Horgen, reformiert, von Kreuzlingen und Ermatingen. Sohn des Richard, Fabrikanten, und der Emma Marie geborene Seiler. 1938 Sibylle Zwicky, Tochter des Emil, Fabrikanten. Gymnasium in Konstanz, Studium der Theologie an den Universitäten Zürich und Genf, dann der Germanistik, klassischer Philologie und Philosophie an der Universität Zürich, dort 1933 Doktorat. 1935 Privatdozent für deutsche Literatur an der Universität Zürich, 1943-1976 ordentlicher Professor. Mittelpunkt von Emil Staigers Interesse bildete die Klassik. So übersetzte er die antiken Klassiker Sophokles und Horaz und arbeitete unter anderem über Dante Alighieri, Torquato Tasso, William Shakespeare, Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller. Staiger wurde Ende der 1940er Jahre berühmt durch seine textimmanente Methode der Interpretation, mit der er das vom Text erzeugte Gefühl wissenschaftlich zu erklären suchte ("begreifen, was mich ergreift"), ohne auf historische Kontexte Rücksicht zu nehmen. Diese Position kam, noch einmal formuliert in der "Kunst der Interpretation" (1955), vor allem dem Bedürfnis nach einer entpolitisierten Germanistik in der Bundesrepublik entgegen. In seinen ebenfalls einflussreichen "Grundbegriffen der Poetik" (1946) versuchte Staiger, die drei Gattungen (Lyrik, Dramatik, Epik) auf grundlegende menschliche Daseinsmöglichkeiten zurückzuführen. Mit polemischen Äusserungen gegen die zeitgenössische Literatur anlässlich der Verleihung des Zürcher Literaturpreises initiierte Staiger 1966 den sogenannten Zürcher Literaturstreit, in dem unter anderem Friedrich Dürrenmatt, Max Frisch und Hugo Loetscher gegen ihn Stellung bezogen. 1983 Dr. h.c. der Technischen Hochschule Karlsruhe.
Quellen und Literatur
Kurzinformationen
Lebensdaten | ∗︎ 8.2.1908 ✝︎ 28.4.1987 1908-02-081987-04-28 |