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Karmeliten

Der kath. Orden der K. geht ursprünglich auf eine Eremitengemeinschaft des 12. Jh. bei dem im Hl. Land liegenden Berg Karmel zurück. Um 1210 erhielten die Brüder eine erste, den einsiedler. Charakter ihres Daseins betonende Ordensregel. 1247, nach der Vertreibung aus dem Hl. Land, wurde eine neue, an diejenige der Bettelorden angelehnte Regel aufgestellt. Der daraus resultierende Streit um die vita activa und vita contemplativa lebte neu auf, als 1435 die Regel gemildert wurde. Er führte schliesslich 1593 zur Trennung der Unbeschuhten K. (Ordo Carmelitarum Discalceatorum, OCD) von der milden Observanz (Ordo Fratrum Beatae Mariae Virginis de Monte Carmelo, OCarm). Trotz der Hinwendung zu seelsorger. Aufgaben blieb die mystisch-kontemplative Lebensweise weiterhin Grundlage der karmelit. Spiritualität. Die K., die sich auch der Missionstätigkeit widmeten, fanden durch die Pflege einer intensiven Marienverehrung im SpätMA beim Volk grossen Anklang. Erst 1452 nahm Ordensgeneral Johannes Soreth eine weibl. Frauengemeinschaft in den Orden auf. Nach dem fast vollständigen Niedergang der beiden Orden, zuerst im Zuge der Reformation, später als Folge der Franz. Revolution, setzte im 19. Jh. ein Neubeginn ein. Den K. (OCarm) gehörten im Jahre 2000 ca. 2'200 männl. und 1'000 weibl., den Unbeschuhten K. (OCD) rund 6'000 männl. und 12'000 weibl. Mitglieder an.

Picknick im Karmeliterinnenkloster Le Pâquier (FR). Fotografie von Jean-Claude Gadmer, 1994 © Kantons- und Universitätsbibliothek Freiburg, Sammlung CIRIC.
Picknick im Karmeliterinnenkloster Le Pâquier (FR). Fotografie von Jean-Claude Gadmer, 1994 © Kantons- und Universitätsbibliothek Freiburg, Sammlung CIRIC.

In der Schweiz wurde 1425 das Männerkloster Notre-Dame-de-Géronde bei Siders (Gerunden) gegründet, das im 15. Jh. einen Pfeiler der strengen Mantuanischen Kongregation bildete. Der allmähl. Niedergang des Klosters führte 1644 zu dessen Schliessung durch den Bf. von Sitten. Daneben gab es 1497-1536 eine Niederlassung im Jorat bei Lausanne und evtl. um 1349 eine in Thun. Im 20. Jh. erst entstanden karmelit. Frauenklöster, wovon drei zur strengen Richtung OCD gehören. 1921 wurde ein Konvent im freiburg. Lully gegründet (seit 1936 Carmel-de-la-Vierge in Le Pâquier FR), 1947 der Carmelo S. Giuseppe in Locarno-Monti und 1969 der Carmel Notre-Dame-de-la-Solitude in Freiburg (seit 1980 in Develier). Der 1902 in Schlieren eröffnete Karmel gehört zu der von Mutter Maria-Teresa vom hl. Josef in Berlin 1891 gegr. Kongregation vom Göttl. Herzen Jesu. Er befindet sich heute mit angegliedertem Kinderheim in Dietikon und versucht, Kontemplation mit tätigem Dienst zu verbinden. Einer franz. Kongregation der regulierten Terziarinnen (sog. Dritter Orden) zugehörig ist der Carmel Saint-Joseph in Freiburg.

Quellen und Literatur

  • LThK 5, 1366-1372
  • HS VI, 1125-1175
  • Frauenklöster in der Schweiz, 1984
  • LexMA 5, 998-1000
Weblinks

Zitiervorschlag

Philipp Kalbermatter: "Karmeliten", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 10.03.2010. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/011709/2010-03-10/, konsultiert am 19.03.2024.