Priesterseminarien sind Institutionen zur geistlichen, pastoralpraktischen, teilweise auch zur theologisch-wissenschaftlichen Ausbildung von katholischen Priesterkandidaten. Die angehenden Priester bilden in den Priesterseminarien eine Haus- und Lebensgemeinschaft und eignen sich unter der Leitung eines Regens wichtige Kompetenzen für den kirchlichen Dienst an. Die Priesterseminarien gehen auf das Dekret über die Priesterbildung «Cum adolescentium aetas» des Konzils von Trient von 1563 zurück. Es verpflichtete die Bischöfe, in Ergänzung zur universitären Ausbildung in jeder Diözese ein Priesterseminar als neue Bildungs- und Erziehungsstätte für den Diözesanklerus zu errichten. In den Ländern nördlich der Alpen wurde der Konzilsbeschluss aus unterschiedlichen Gründen, vor allem wegen fehlender finanzieller Ressourcen, mangelnden Reformwillens, politisch-konfessioneller Verhinderung oder aufgrund der kostengünstigeren Jesuitenhochschulen nur langsam und erst im 19. Jahrhundert vollständig verwirklicht. Während in den Bistümern Mailand und Como bereits 1579 bzw. 1629 und im Bistum Genf-Annecy 1663 Priesterseminarien eröffnet wurden, kam es in den Bistümern Basel (1716 in Pruntrut), Konstanz (1734 in Meersburg), Sitten (1748 in Gerunden bei Siders; 1817 auf die Valeria, 1874 in die Stadt Sitten verlegt) und Lausanne (1795 in Freiburg) erst im 18. Jahrhundert zu Seminargründungen. Im Bistum Chur blieben Pläne zur Errichtung eines Priesterseminars in Chur oder Disentis unverwirklicht. Als Ersatz für die fehlenden Priesterseminarien in der katholischen Schweiz wurde 1579 in Mailand das Collegium Helveticum eröffnet.
Nach der Säkularisation und der kirchlichen Neuordnung im 19. Jahrhundert erhielt das Bistum Basel 1859 durch die zwischen Bischof und Diözesanständen vereinbarte Seminarkonvention ein Priesterseminar in Solothurn, das einen Jahreskurs als Vorbereitung auf die Priesterweihe anbot. Es wurde während des Kulturkampfs 1870 durch die Diözesanstände aufgehoben. Ein von Bischof Eugène Lachat im selben Jahr in Solothurn eröffneter provisorischer Seminarkurs, der nur von den Kantonen Luzern und Zug Unterstützung erhielt, wurde 1876 wegen der vom Staat beanspruchten Oberaufsicht wieder aufgegeben. Das 1878 in Luzern errichtete Priesterseminar ist seit 1910 im Haus St. Beat domiziliert. Seit dem Neubau 1971 werden im Priesterseminar des Bistums Basel auch Studierende aufgenommen, die sich als Laien auf den kirchlichen Dienst vorbereiten.
Im Bistum Chur gelang erst 1800 die Errichtung eines Priesterseminars in Meran, das 1807 mit Zustimmung der Regierung des Kantons Graubünden in das ehemalige Prämonstratenserkloster St. Luzi nach Chur verlegt wurde. Seit 1823 haben alle Churer Weihekandidaten wenigstens ein Jahr im Priesterseminar zu verbringen, in dem von Anfang an fast alle theologischen Disziplinen, ab 1850 auch Kirchengeschichte und Patrologie, gelehrt worden sind. Die theologische Ausbildung ging 1968 vom Priesterseminar an die im selben Jahr gegründete Theologische Hochschule Chur über.
Das Bistum St. Gallen erhielt 1823 mit der Gründung des Doppelbistums Chur-St. Gallen ein Priesterseminar, das sich seit 1839 im ehemaligen Benediktinerinnenkloster St. Georgen in St. Gallen befindet und 1874-1880 wegen des Kulturkampfs aufgehoben war. Seit 1970 absolvieren dort mit den Weihekandidaten auch Laien das Vorbereitungsjahr für den kirchlichen Dienst. Die im Ancien Régime errichteten Priesterseminarien der Bistümer Freiburg-Lausanne-Genf und Sitten (1970 nach Givisiez verlegt) blieben erhalten und dienen wie das 1885 eröffnete Priesterseminar des Bistums Lugano der Vorbereitung auf die Priesterweihe. Nach der Gründung der katholischen Universität Freiburg 1889 stand den dortigen Theologiestudenten ausserdem ab 1890 als Konvikt das Albertinum der Dominikaner zur Verfügung. 1907 wurde das Theologenkonvikt und Priesterseminar Salesianum in Freiburg eröffnet, das den schweizerischen Bischöfen untersteht und in deren Auftrag von einem Regens geleitet wird.