15.5.1911 Zürich, 4.4.1991 Zürich, reformiert, von Zürich. Sohn des Bruno Franz, Architekten, und der Karolina Betty geborene Wildermuth. 1) 1942 Constance von Meyenburg, Tochter des Walther, ordentlicher Professor an der medizinischen Fakultät der Universität Zürich (Scheidung 1959), 2) 1968 Marianne Oellers (Scheidung 1979). 1924-1930 besuchte Max Frisch das Realgymnasium in Zürich. Das Germanistikstudium an der Universität Zürich brach er 1934 ab. Nach einer achtmonatigen Reise nach Prag und durch den Balkan entstand sein erster Roman "Jürg Reinhart" (1934). Die Konfrontation mit dem Nationalsozialismus 1935 erschütterte sein unpolitisches Weltbild. Die Unsicherheit seiner materiellen Existenz und ein missglückter Roman ("Antwort aus der Stille" 1937) veranlassten ihn, seine literarischen Ambitionen aufzugeben und 1936-1940 Architektur an der ETH Zürich zu studieren. 1942 gewann er den Wettbewerb für den Bau des Letzibades in Zürich, worauf er sein eigenes Architekturbüro gründete.
Während des Aktivdienstes (1939-1945) nahm Frisch sein literarisches Schreiben wieder auf und führte es auch als Architekt (bis 1955) fort. 1940 entstanden die "Blätter aus dem Brotsack", die Erfahrungen aus dem Aktivdienst zum Thema hatten. Frischs erste Theaterstücke wurden am Zürcher Schauspielhaus uraufgeführt: "Nun singen sie wieder" (1945), "Santa Cruz" (1946), "Die Chinesische Mauer" (1946), "Als der Krieg zu Ende war" (1949). Reisen durch das zerstörte Europa fanden ihren Niederschlag im "Tagebuch 1946-1949" (1950), in dem viele Motive und Gedanken späterer Werke vorweggenommen sind. In ihnen richtet Frisch den Blick auf den Einzelnen und dessen Suche nach dem "authentischen" Leben. In "Graf Öderland" (1951), "Stiller" (1954), "Don Juan oder Die Liebe zur Geometrie" (1953) und auch "Andorra" (1961) scheitern die Helden an vorgefertigten Bildern der andern. "Homo faber" (1957) beschreibt, wie die Hauptperson, Ingenieur Walter Faber, trotz aller vernünftiger Lebensmaximen ein persönliches Schicksalsdrama nicht verhindern kann. Damit thematisierte Frisch in genuiner Form die ebenfalls von Jean-Paul Sartre, Simone de Beauvoir und Albert Camus behandelten existenzphilosophischen Fragen seiner Zeit und setzte sich gleichzeitig mit der von der Frankfurter Schule behaupteten "Selbstzerstörung der Aufklärung" durch die Instrumentalisierung der Vernunft auseinander. Unverkennbar ist der Einfluss Bertolt Brechts von den frühen Stücken über "Biedermann und die Brandstifter" (1958) bis zu seinem modernsten Roman "Mein Name sei Gantenbein" (1964), in dem mittels ständiger Perspektivenwechsel die Illusion zerstört wird, dass eine erzählte Geschichte wirklich passiert sei. 1965 siedelte Frisch von Rom, wo er sich seit 1960 aufgehalten und zeitweise mit Ingeborg Bachmann zusammengelebt hatte, nach Berzona im Onsernonetal über. Das dort, in Berlin und New York entstandene "Tagebuch 1966-1971" (1972) verbindet dokumentierend und reflektierend Weltgeschehen mit dem Erkunden von Altern und Tod, Themen, die in "Montauk" (1975), "Triptychon" (1978) und "Der Mensch erscheint im Holozän" (1979) zu theatralischen und erzählerischen Höhepunkten führen.
Als kritischer Intellektueller engagierte sich Frisch in vielfältiger Weise im politischen Tagesgeschehen. Bereits 1948, mit der Teilnahme am Congrès mondial des intellectuels pour la paix in Polen, setzte er sich dem Vorwurf bürgerlicher Kreise aus, mit kommunistischen Ideen zu sympathisieren. Mit seiner Broschüre "Achtung: Die Schweiz" (1955, in Zusammenarbeit mit Lucius Burckhardt und Markus Kutter) provozierte er eine öffentliche Debatte über Städtebau. In "Wilhelm Tell für die Schule" (1971), "Dienstbüchlein" (1974) und zuletzt in "Schweiz ohne Armee?" (1989) setzte er sich mit der Mythologisierung schweizerischer Gegenwart und Vergangenheit auseinander. Max Frisch ist zusammen mit Friedrich Dürrenmatt der bedeutendste und am häufigsten übersetzte Schweizer Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Den Akten, welche der schweizerische Staatsschutz während 40 Jahren zu seiner Person anlegte, stehen zahlreiche Ehrungen, unter anderen der Georg-Büchner-Preis (1958), der Literaturpreis der Stadt Zürich (1958), der Grosse Schillerpreis (1973) und der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (1976) gegenüber.